Der Wahlkampf für die LK-Wahl war diesmal ganz anders, aber die Zeile von Präsident Franz Titschenbacher sind dieselben geblieben.
An diesem Sonntag, 24. Jänner, findet die Landwirtschaftskammerwahl statt. Seit dem Jahr 2013 ist der Ennstaler Milchbauer Franz Titschenbacher Präsident der bäuerlichen Interessensvertretung. Im Exklusiv-Interview mit NEUES LAND spricht er über den heurigen Wahlkampf, die politischen Mitbewerber und seine Ziele.
NEUES LAND: Der Wahlkampf für die LK-Wahl am kommenden Sonntag geht zu Ende. War das heuer überhaupt ein Wahlkampf?
Franz Titschenbacher: Aufgrund des Lockdowns mussten zwar die ursprünglich geplanten Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen abgesagt werden, aber die Wahlvorbereitung konnte sehr wohl durchgeführt werden – allerdings in anderer Form. Für die Nominierung der Kandidaten und Kandidatinnen gab es viele Online-Konferenzen und Telefonate. Die Social-Media-Kanäle wurden diesmal besonders genutzt. Auch der Landesbauerntag fand erstmals online statt und war sicherlich ein Höhepunkt, denn dabei ist es uns gelungen, unser Programm und unsere Vielfalt bei den Kandidaten und Kandidatinnen gut darzustellen.
NL: Andere Parteien drängten auf eine Verlegung der Wahl. Warum wurde das nicht gemacht?
Titschenbacher: Niemand kann sagen, wie die Pandemie-Situation in drei oder vier Monaten ausschaut. Wenn die Gemeinden offen haben und damit die Möglichkeit gegeben ist, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, wollen wir diese Wahl auch gemeinsam umsetzen. Zudem war die Briefwahl ein gutes Angebot für alle, die nicht selbst ins Wahllokal gehen konnten.
NL: Mit welcher Wahlbeteiligung rechnen Sie?
Titschenbacher: Bei der letzten Landwirtschaftskammerwahl im Jahr 2016 betrug sie knapp 40 Prozent. Wegen der Corona-Situation wird es zwar schwer werden, diesen Wert zu erreichen, aber aufgrund der Möglichkeit zur Briefwahl, von der in den Gemeinden viele Wahlberechtigte Gebrauch gemacht haben, hoffe ich schon auf eine gute Wahlbeteiligung.
Hamsterkäufe
NL: Corona prägt seit fast einem Jahr unser Leben. Inwieweit prägt Corona auch die Agrarpolitik?
Titschenbacher: Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass es in Österreich wieder zu Hamsterkäufen kommen würde, hätte ich das niemals für möglich gehalten. Aber leider war das im vorigen März der Fall. Corona hat die Grenzen des globalen Warenverkehrs aufgezeigt. Gleichzeitig war das mit dem Wiedererkennen des Wertes der Regionalität verbunden. Das Bekenntnis zu Regionalität hängt aber oft nicht mit einem fairen Preis zusammen. Was die Pandemie betrifft, ist es uns gelungen, dass die Land- und Forstwirtschaft in vielen Hilfspaketen des Bundes und Landes dabei war. Allerdings brauchen wir noch dringend Antworten für die Sparten Schweine- und Rindfleisch, Wein und Gemüse.
NL: An was wird man bei einer Wahl eigentlich gemessen? Sind es die erzielten Erfolge, die Einkommenssituation, das Wahlprogramm, die Kandidaten?
Titschenbacher: Es ist wohl die Summe von mehreren Dingen. Vor fünf Jahren sind wir angetreten mit „Verlässlichkeit hat einen Namen – Steirischer Bauernbund“. Wir haben unseren Bäuerinnen und Bauern in dieser Zeit gezeigt, dass wir Antworten geben können. Ich erinnere an die Corona-Hilfspakete, an die Unterstützungspakete nach der Frostkatastrophe und an das Programm der Ländlichen Entwicklung.
Die großen Stärken
NL: Es ist auffallend, dass die Landwirtschaftskammer diesmal von keiner Seite in Frage gestellt worden ist. Was macht die Bauernkammer eigentlich so wertvoll?
Titschenbacher: Unsere Hauptaufgabe ist es, die bäuerlichen Familien durch den Jahres- und Lebenskreis zu begleiten – von der Unterstützung der Jungbauern bis hin zur sozialen Absicherung der älteren Generation. Es ist, so hoffe ich, uns in der Landwirtschaftskammer gelungen, dass wir uns so aufgestellt haben, dass unsere bäuerlichen Familien spüren, dass die Landwirtschaftskammer mit ihren Verantwortungsträgern, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie mit der Bäuerinnenorganisation eine zukunftsfähige Organisation ist, die unverzichtbar ist. Ob Beratung, Versuchswesen oder Bildung – die Landwirtschaftskammer hat sich als moderner Dienstleister für die Bauernschaft positioniert.
NL: Sie sprechen immer wieder von praxistauglichen Regelungen für die Land- und Forstwirtschaft, für die Sie sich einsetzen. Was meinen Sie damit?
Titschenbacher: Bei den letzten Novellen zum Bau- und Raumordnungsgesetz sind zwar Fortschritte erzielt worden, aber es braucht weitere Verbesserungen, damit sich die Betriebe weiterentwickeln und sicher planen können. Das gilt auch für Produktionsvoraussetzungen wie zum Beispiel für den Pflanzenschutz oder für das Regionalprogramm, wo wir im Vertragswasserschutz eine Lösung sehen.
Mitbewerber
NL: Beim Landesbauerntag haben Sie Fragen an die politischen Mitbewerber gestellt. Sie wollten zum Beispiel wissen, wie es die anderen Parteien mit dem Eigentum halten, was deren Ruf nach der Erbschafts- und Vermögenssteuer für die Land- und Forstwirtschaft heißen würde und warum Bundesminister Anschober ausgerechnet Herrn Balluch vom VGT in den Tierschutzrat beruft.
Titschenbacher: Der Hintergrund dieser Fragen ist, dass ich selbst 20 Jahre lang Bauernbundobmann in Irdning sein durfte. In dieser Zeit habe ich erlebt, dass es immer nur der Steirische Bauernbund war, der sich verlässlich um die Anliegen der Bauernschaft kümmert. Nur in den letzten drei, vier Wochen vor der Wahl haben dann alle anderen – auch diesmal wieder – den Wert der Bauern entdeckt und suggerieren mit Überschriften-Politik Lösungen.
NL: Was wünschen Sie sich für den 24. Jänner?
Titschenbacher: In unserem bäuerlichen Sinne eine gute Ernte!