Rund um Weihnachten nehmen Verbrennungsunfälle bei Kindern zu. Die Verletzungen sind schmerzhaft und behandlungsintensiv.
In Österreich verbrennen oder verbrühen sich rund 2.000 Kinder jährlich. Bereits eine halbe Tasse heiße Flüssigkeit reicht aus, um ein Kleinkind lebensgefährlich zu verbrühen. Verbrennungsunfälle sind gefährlich.
„Kleinkinder können aufgrund ihrer Körpergröße nicht sehen, was auf Herdhöhe steht, sind aber natürlich neugierig. So entdecken sie, dass sie nur am Pfannenstiel, Kochtopfgriff oder am Kabel des Wasserkochers ziehen müssen, um zu sehen was drinnen ist. Wenn die Pfanne mit heißem Öl gefüllt ist oder sich im Kochtopf heißes Wasser befindet, hat das verheerende Folgen“, betont Holger Till, Vorstand der Grazer Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Präsident des Vereins „Große schützen Kleine“.
Stationäre Behandlung
Im Gegensatz zu anderen Unfällen, bei denen die Rate an stationären Aufnahmen mit sechs Prozent relativ gering ist, müssen bis zu 50 Prozent der brandverletzten Kinder stationär behandelt werden. „Da Kinderhaut um einiges dünner und verletzlicher ist als Erwachsenenhaut, sind die Folgen von Verbrühungen oder Verbrennungen meist schwerwiegend. Sie zählen zu den schmerzhaftesten, behandlungsintensivsten Unfällen und führen leider oft zu Narben. Diese sind besonders schlimm, wenn sie das Gesicht beziehungsweise die Hände betreffen. Oft bleiben nicht nur physische, sondern auch psychische Narben zurück“, sagt Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz.
Schutzmaßnahmen
Die wichtigste Schutzmaßnahme neben der Montage eines Herdschutzgitters und einer Backrohrsicherung lautet: „Pfannenstiele und Kochtopfgriffe sollten immer nach hinten zeigen und nie vorne über den Herd ragen. Idealerweise wird auf den hinteren Herdplatten gekocht“, rät Till. Wasserkocher sollten auf der Arbeitsplatte ganz hinten stehen, das Kabel sollte aufgerollt sein und überschüssiges heißes Wasser immer gleich weggeschüttet werden. Kleine Kinder ziehen sich Brandverletzungen häufig beim Erforschen ihrer Umwelt zu, größere beim Hantieren mit offenem Feuer oder mit Feuerwerkskörpern und beim Helfen in der Küche. Und: Niemals etwas Heißes trinken oder tragen, während man ein Kind auf dem Arm hat.
Erste Hilfe bei Notfällen
- Hitzequelle unterbrechen und kurz mit handkaltem Wasser (15 – 20°C) kühlen. Keine Anwendung von Eis oder Eiswasser. Coolpacks nur mit entsprechender Isolierung (eingewickelt) verwenden.
- Feuchte Kleidung entfernen, um Unterkühlung zu vermeiden. Haftende Kleiderreste belassen.
- Kleine Wunden an der Hand oder am Fuß können mit handkaltem Wasser aus der Leitung oder feuchten Kompressen bis zur Schmerzfreiheit gekühlt werden.
- Große Wunden oder Wunden am Oberkörper oder im Gesicht nur kurz kühlen um Unterkühlung zu vermeiden und unmittelbar Rettung bzw. Notarzt rufen. Blasen nicht entfernen oder eröffnen und keine „Hausmittel“ wie Zahnpasta oder Topfen verwenden.
- Im Zweifelsfall Krankenhaus /Arzt zur Beurteilung des Schweregrades aufsuchen.
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