Das Maskentragen hat für viele einen versteckten Hörverlust aufgedeckt. Das Problem sollte man nicht auf die lange Bank schieben.
Rund zehn Prozent der erwachsenen Österreicher in einer Umfrage gaben an, dass sie schlecht hören. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher. Bis zum Jahr 2050 soll diese Zahl auf rund 1,5 Millionen ansteigen. Geschätzte 85 Prozent derer, die von Hörverlust betroffen sind, tragen kein Hörgerät. „Vielen Menschen ist heuer bewusst geworden, dass sie andere nicht mehr richtig verstehen, sobald diese einen Mund-Nasen-Schutz tragen“, sagt Helmut Fuchs, steirischer Berufsgruppensprecher der Hörakustiker. „Das ist ein Alarmzeichen, denn häufig kompensieren Betroffene ja ihre fehlenden Hörinformationen dadurch, dass sie die Lippen ihres Gegenübers lesen. Mit herkömmlicher Maske ist das aber nicht möglich.“ Zudem dämpft die Maske insgesamt den Schall und hohe Töne sind nur reduziert vernehmbar. Einige Hörakustiker melden daher in den vergangenen Monaten eine gestiegene Nachfrage der Kunden an Hörtests.
Schleichender Hörverlust kommt im Alter häufig vor: Mehr als die Hälfte der Über-70-Jährigen ist betroffen. Gleichzeitig bleibt das Problem oft unerkannt. „Es ist ja nicht so, als ob man plötzlich gar nichts hört“, schildert der Experte. „Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, man hört alles, aber versteht zu wenig.“ Als erstes „verliert“ man hochfrequente Töne, wie etwa Kinderstimmen und Vogelzwitschern. Dazu kommen bestimmte Laute, wie „F“ und „S“. Man nimmt Umgebungslärm als viel störender wahr. Das Problem verstärkt sich, wenn man müde ist, da dann das Gehirn die Verständnislücken schlechter kompensieren kann.
Erhöhte Unfallgefahr
„Wer schlecht hört, ist nicht mehr in die Gesellschaft eingebunden“, warnt Fuchs. Es kommt zur sozialen Isolation, Depression und Reduzierung der Lebensqualität sowie einer erhöhten Unfallgefahr. Auch die kognitiven Fähigkeiten nehmen ab: Je nach Grad der Schwerhörigkeit steigt Studien zufolge die Demenzwahrscheinlichkeit um bis zu 50 Prozent. Die Verwendung eines Hörgeräts reduziert das Demenzrisiko um 18 Prozent.
Das Problem sollte man also nicht auf die lange Bank schieben, sondern so bald wie möglich einen Hörtest machen.
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