Das Coronajahr 2020 erwies sich als positiv für Unfallzahlen jedoch als negativ für allgemeine Gesundheitsfaktoren. Kinderunfälle sind zurückgegangen.
Kinderunfälle sind im letzten Jahr um 30 Prozent zurückgegangen – die tödlichen sogar um rund 50 Prozent. Doch der „Jubelschrei“ bleibt aus, denn durch die coronabedingten Einschränkungen sind auch massive Einschränkungen auf Bewegungsverhalten, Koordinationsfähigkeiten und die allgemeine körperliche sowie psychische Gesundheit der jüngsten Generation zu erwarten.
Außergewöhnliche Zeit
Peter Spitzer, Leiter des Forschungszentrums für Kinderunfälle beim Verein Große schützen Kleine und Holger Till von der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz, haben die Gruppe der 0 bis 19-jährigen Steirer seit dem ersten Lockdown im März 2020 im Fokusreport „Trauma und Covid 19 – Das Unfallgeschehen im Jahr 2020 in einer außergewöhnlichen Zeit“ analysiert.
Die Zahl der tödlich verunfallten Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre hat sich von 20 bis 25 in den Vorjahren auf etwa zehn im Jahr 2020 halbiert. Die tödlichen Verkehrsunfälle gingen um fast 80 Prozent zurück. Kein Kind oder Jugendlicher verstarb durch einen Unfall am Schulweg. „Generell jedoch lassen sich die Verschiebungen in Richtung Unfälle zu Hause und eine Reduktion bei den Freizeit-und Sportunfällen und vor allem Schulunfällen erkennen“, so Till.
Trampolinunfälle
Spitzer betont: „Die hohe Reduktion der Unfälle an sich würde uns Unfallverhüter ja zu Jubelrufen verführen, wenn sie im Sinne eines Erfolges auf Präventionsprojekte zurückzuführen wäre. Leider ist dem nicht so, denn der Rückgang der Freizeit- und Sportunfälle liegt ja an einer teilweisen Unmöglichkeit ihrer Ausübung während Corona.“ Die Verlagerung der Bewegungsmöglichkeit in Haus und Garten führte dort auch zu einem anteilsmäßigen Anstieg, zum Beispiel bei den Trampolinunfällen.
„Unser ,weinendes Auge’ betrifft die „sozialen“ Auswirkungen des ersten Jahres der Pandemie auf Sport, Spaß und Fitness, die immer auch einen Schutz vor Unfällen bedeuten. Und somit gibt es durch das ungewöhnliche Jahr 2020 einerseits positive Auswirkungen auf das Unfallgeschehen, andererseits aber auch negative Impulse auf die vielfältigen Aspekte der Gesundheit der jungen Generation – aus Sicht der Unfallprävention sind beispielhaft Bewegungsmangel und abnehmende Koordinationsfähigkeiten zu nennen“, so Till.
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