Großeltern haben während der Pandemie zum Teil unter dem Verlust ihrer familiären Rolle gelitten. Das blieb nicht ohne Folgen.
Bislang haben sich nur wenige Studien mit dem gesundheitlichen Nutzen der Betreuung von Enkelkindern für Großeltern befasst. Das University College London, die Universität Florenz und die Universität Wien haben jetzt aber gemeinsam in einer Studie zu Tage gefördert, welche Folgen reduzierte Großeltern-Enkel-Beziehungen während der Pandemie hatten.
Die Daten basieren auf Befragungen von Großeltern über 50 mit Enkelkindern unter 15 Jahren in England. Ein Drittel der Personen hatte den Kontakt zu den Enkeln coronabedingt eingeschränkt oder ganz aufgegeben. Mehr als ein Drittel der Großeltern, die den Kontakt ganz abgebrochen hatten, berichteten davon, dass sich ihre Lebenszufriedenheit verringert hatte und depressive Symptome wie Traurigkeit oder Schlaflosigkeit aufgetreten waren. Verglichen damit fühlten sich von den Großeltern, die sich weiterhin um ihre Enkel kümmerten, nur 26 Prozent von depressiven Verstimmungen betroffen.
Lebenszufriedenheit
„Sich um die eigenen Enkelkinder zu kümmern gibt vielen Großeltern ein Gefühl von emotionaler Befriedigung, von Nützlichkeit und Kompetenz“, sagt Erstautor Giorgio Di Gessa vom University College London, „das wirkt sich positiv auf die Lebenszufriedenheit aus. In solche Familienaktivitäten involviert zu sein, kann ein Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit vermitteln. Das fördert generationenübergreifende Beziehungen und ein positives emotionales Verhältnis und kann somit auch der psychischen Gesundheit zuträglich sein.“
Co-Autorin und Soziologin Valeria Bordone von der Universität Wien gibt daher für künftige Corona-Maßnahmen zu bedenken: „Wenn physische Abstandsregeln weiterhin oder auch bei zukünftigen Pandemien eine Schlüsselstrategie bleiben, um Risikogruppen vor Covid-19-Varianten oder anderen Erkrankungen zu schützen, sollten wir der psychischen Gesundheit und den umfassenden Bedürfnissen von älteren Menschen besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn sie sind diejenigen, die potenziell stark unter dem Verlust ihrer so bedeutenden Rolle in Familie und Gesellschaft leiden.“
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