Der Steirische Bauernbund präsentierte in der Fachschule Grottenhof sein Zukunftsprogramm. Die Eckpfeiler sind: Produktion ermöglichen, praktikable Rahmenbedingungen und Wertschöpfung steigern.
Fünf Monate nach der Übernahme der Funktion des Bauernbund-Landesobmannes setzte Franz Titschenbacher ein erstes starkes Ausrufezeichen. Nach vielen Gesprächen in verschiedenen Arbeitskreisen – vom Ackerbau über die Energieproduktion bis hin zur Generationenfrage – präsentierte er das Zukunftsprogramm des Steirischen Bauernbundes, das unter dem Motto „Der weiß-grüne Weg zur Versorgungssicherheit“ steht. Diese sehr gut besuchte Zukunftskonferenz fand am Dienstagabend in der Fachschule Grottenhof statt.
Titschenbacher begründete die Erstellung des Programms: „Wir wollen uns jener agrarischen Themen widmen, die uns täglich bewegen. Und wir wollen jene Punkte darstellen, wie die Versorgungssicherheit in der Steiermark weiterhin gewährleistet werden kann.“ Dabei blickte er auch auf die letzten Jahre zurück. „Die Corona-Pandemie brachte das Bekenntnis zur Regionalität und Versorgungssicherheit, während der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Lieferketten wegbrechen und Produktionskosten in die Höhe schnellen ließ.“
Drei Schwerpunkte
Das Zukunftsprogramm stützt sich auf drei Säulen. Die erste nennt sich „Produktion ermöglichen“. Der Bauernbund-Landesobmann zitierte einige Punkte daraus. Einer davon beschäftigt sich mit dem Tierwohl. Titschenbacher dazu: „Wir treten für Tierwohl mit Hausverstand ein. Wer bestellt, muss auch bezahlen. Tierwohlstandards müssen am Markt zu verdienen sein oder durch Förderprogramme für Tierwohlprodukte ausgeglichen werden.“ Weiters verlangte er Zugang zu sicheren und effizienten Pflanzenschutzmitteln: „Wie für die menschliche Gesundheit sind auch für die Pflanzengesundheit wirkungsvolle Mittel notwendig.“
Die zweite Säule sind praktikable Rahmenbedingungen. Titschenbacher zählte auf: „Nein zur Überregulierung durch die EU, keine Erbschafts- und Vermögenssteuern, Schutz des Eigentums, schnelles Internet auf jedem Bauernhof.“ Das alles soll – und das ist die dritte Säule – dazu beitragen, dass die Wertschöpfung am Bauernhof gesteigert werden kann. Der Präsident nannte schlagkräftige Vermarktungseinrichtungen, die lückenlose Herkunftskennzeichnung in der Verarbeitung sowie die aktive Gestaltung der Energiewende als Beispiele.
Ebenso zählte er die Regionalitätsoffensive zur Förderung der heimischen Produkte in Gemeinschaftsküchen und in der Gastronomie dazu. Fix ist für den Präsidenten: „Bei den kommenden Wahlen wollen wir die Punkte aus unserem Zukunftsprogramm einbringen. Lebensmittel und Energie werden immer gebraucht, die Kulturlandschaft wird immer geschätzt. Die Bäuerinnen und Bauern erwarten sich Wertschätzung und Lohn.“
Arbeiterkammerwahl
Unter der Moderation von Bauernbund-Direktor Franz Tonner wurde der Übergang zu den von Franz Titschenbacher angesprochenen kommenden Wahlen vorgenommen. Der erste große Wahlgang im heurigen Jahr in der Steiermark ist die Arbeiterkammerwahl im April. ÖAAB-FCG-Spitzenkandidat Peter Amreich nützte die Möglichkeit, die zahlreich anwesenden bäuerlichen Funktionäre darauf aufmerksam zu machen, dass es in der Steiermark 470.000 Wahlberechtigte gibt, darunter sind etwa 20.000 Nebenerwerbslandwirte. Diese sollen vor allem die Briefwahl nutzen. Amreich sieht ein großes Potenzial. „Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren erhielten wir 21.000 Stimmen oder 14,1 Prozent. Da steckt noch viel für uns drinnen.“
Der steirische Bauernbund-Kandidat für die EU-Wahl im Juni ist der Obmann der Jungbauern, Bernd Brodtrager. Er führt seit dem Jahr 2020 den Ackerbaubetrieb seines Großonkels in Hofstätten an der Raab und konnte durch seine frühere Tätigkeit im EU-Büro von Simone Schmiedtbauer wichtige Erfahrungen sammeln. Im Interview mit Direktor Tonner erwies er sich auf spontan gestellte Fragen als äußerst sattelfest, was Fragen zur EU betraf.
Landtagswahl
Nach der Nationalratswahl folgt voraussichtlich Ende November die Landtagswahl. ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann Christopher Drexler war bei der Zukunftskonferenz in der Fachschule Grottenhof dabei und wird es auch bei der zweiten derartigen Veranstaltung am 20. März in Traboch sein. „Wir wollen auch in Zukunft eine vernünftige Politik im Interesse der steirischen Bäuerinnen und Bauern machen. Daher ist es so wichtig, als Erster durch das Ziel zu gehen“, betonte Drexler. Er legte ein Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit dem jetzigen Regierungspartner ab und kündigte an, bei seiner Steiermark-Rede am 18. März die Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität der Steiermark besonders hervorheben zu wollen.
Dass die steirischen Bauern in ihm einen wichtigen Partner an ihrer Seite haben, veranschaulichte er auch durch seine klaren Worte in Richtung VGT. Drexler sagte: „Ihr Bäuerinnen und Bauern kämpft jeden Tag dafür, dass die Konsumenten gute Lebensmittel erhalten. Dafür brauchen wir keine illegalen Maßnahmen wie Stalleinbrüche, welche die Landwirtschaft und das Fleisch diskreditieren.“
Raus zu den Menschen
Drexler zeigte sich für das Bauernbund-Positionspapier dankbar. „Es ist ein gutes Programm, mit dem wir in die Zukunft gehen können“, sagte der Landeshauptmann und forderte alle auf, für die Wahlen alles zu tun, damit die ÖVP gut abschneidet: „Wir werden die Wahlen nicht in der Grazer Burg und im Landhaus gewinnen. Wir müssen raus zu den Leuten, mit ihnen reden und sie von unseren Ideen und unserer Arbeit überzeugen.“
Landesrätin Simone Schmiedtbauer verstärkte das: „Es wird eine treibende Kraft am Land und eine treibende Kraft im Land brauchen. Es wird für uns Bäuerinnen und Bauern essentiell sein, ob wir einen Partner an unserer Seite haben, der uns versteht und für unsere Interessen kämpft.“
Beitragsfotos: Arthur
2 Kommentare
Hallo wo kann man die Fotos von der Zukunftskonferenz sehen, vom 5.März 2024 in Grottenhof?? Lg Maria Fink BBO und GR
Der Ausbau der Biogasproduktion (geplant ist eine Vervierzigfachung!) wird uns Ackerbauern (…) weiter massiv unter Druck bringen. In meiner Region zahlt ein Biogasbetreiber Pachtpreise von 1000,- bis 1200,-/ha ! In seiner Umgebung mussten die meisten kleinen u. mittleren Höfe aufgeben, da sie da nicht mithalten konnten. Wie der BB diese undifferenzierte Ausbaupläne unterstützen kann ist mir unerklärlich !
Der nächste Strukturwandel-Schub zeichnet sich ab, ausser der Aus- bzw. Neubau der Anlagen ist nur dann zulässig, wenn nur Abfallprodukte in den Biogasanlagen Verwendung finden dürfen, d.h. keine Ackerfrüchte wie Mais oder Triticale, udgl.
Bei den PV-Anlagen wird das Trauerspiel um Pachtpreise bzw. Pachflächenverlust demnächst losgehen!