Sprache ist der Schlüssel

Bildungslandesrat Werner Amon ist seit zwei Jahren in Amt und Würden und er hat schon einige große Reformen auf den Weg gebracht.

von Franz Tonner

NEUES LAND: Was sind aktuell die größten Herausforderungen an unseren Schulen?

Werner Amon: Eine der größten Herausforderungen in unseren Schulen ist, dass die Gewaltbereitschaft gestiegen ist. Das zeigt sich auch an der steigenden Zahl der Suspendierungen von Schülerinnen und Schülern. Wir müssen entschieden gegen Gewalt an unseren Schulen vorgehen und Konsequenzen ziehen, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält – denn wir wollen ein sicheres Zusammenleben in der Steiermark.

Deshalb habe ich mehrere Maßnahmen gesetzt, um gegen Gewalt und Extremismus an Schulen vorzugehen, wie zum Beispiel die Einführung eines Förderunterrichts, die Einrichtung der Koordinationsstelle für Gewalt- und Extremismusprävention mit mobilem Kriseninterventionsteam, das innerhalb von maximal zwei Stunden an jeder steirischen Schule vor Ort sein kann. All diese Angebote werden von den Schulen auch in Anspruch genommen.

Seit Beginn dieses Schuljahres haben wir in der Steiermark auch ein österreichweit einzigartiges Programm zur Begleitung von suspendierten Schülerinnen und Schülern eingeführt. So soll verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche die zwei bis vier Wochen der Suspendierung nicht als „Auszeit“ sehen, sondern mit Expertinnen und Experten an ihren Problemen arbeiten und auch der Wiedereinstieg in den Schulalltag erleichtert wird.

Wie steht es um die Integration an unseren Schulen?

Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Deshalb müssen wir auch hier neue Wege gehen, damit Kinder bereits vor dem Schuleintritt die deutsche Sprache können. Wir fordern vom Bund die Einführung eines verpflichtenden Vorschuljahrs zum Erlernen der Unterrichtsprache. Wenn im letzten Kindergartenjahr bei der Sprachstandsfest-stellung im Kindergarten festgestellt wird, dass Deutsch nicht in ausreichendem Maß beherrscht wird, ist eine besondere Form der Vorschule sinnvoll. Damit kann sichergestellt werden, dass alle Kinder bei Schuleintritt die deutsche Sprache ausreichend beherrschen. Dieses Jahr könnte in weiterer Folge als 9. Schuljahr angerechnet werden.

Auch die Kinderbildung und -betreuung für die Kleinsten ist ein großes Thema – was wird dafür getan?

Als Christopher Drexler vor zweieinhalb Jahren Landeshauptmann und ich Bildungslandesrat wurde, haben wir die Aufholjagd in der Kinderbildung und -betreuung gestartet und einige große Reformen auf den Weg gebracht. Neben der Einführung der Sozialstaffel für Unter-Dreijährige wurden weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Elementarpädagogik umgesetzt wie die jahrzehntelange Forderung der Elementarpädagoginnen und -pädagogen nach der Gruppenverkleinerung von 25 Kinder auf 20 Kinder. Außerdem haben wir die Gehälter für das Personal in der Kinderbildung und –betreuung deutlich erhöht und vereinheitlicht.

Was sind die weiteren Ziele für die Kinderbildung und -betreuung?

Unser Fokus liegt auch in Zukunft klar auf dem Ausbau, der Vereinbarkeit für Familien, aber auch auf der Leistbarkeit für alle Steirerinnen und Steirer. Denn wir wollen und werden in der Steiermark kein Kind zurücklassen. Um allen Kindern in der Steiermark die beste Bildung zu ermöglichen und Familien ein Betreuungsangebot zu bieten, braucht es nicht nur den Ausbau der Einrichtungen im gesamten Land, sondern auch ein leistbares Angebot. Sozial gestaffelte Tarife für Kindergärten und Krippen schaffen finanzielle Entlastung. Der Ausbau läuft auf Hochtouren – damit jedes Kind den Platz bekommt, den es braucht. Der nächste Schritt muss die finanzielle Entlastung für unsere Familien sein.

Sie sind auch Landesrat für Europa und Internationale Angelegenheiten. Die EU-Skepsis bei vielen steigt – was sagen Sie dazu?

Ich denke, die EU ist vor allem für junge Menschen eine Selbstverständlichkeit geworden.  Dabei sollte uns ein Blick in die Geschichte lehren, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass die heutigen EU-Mitglieder ihre Konflikte friedlich lösen. Ich sehe es daher als meine Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern immer wieder zu erklären, dass es ein Vorteil ist, in der EU zu sein. Aber klar ist, dass es in Bezug auf Bürokratie und Regulatorien auch in der EU Verbesserungsbedarf gibt.

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