Kein Mehrwert, nur mehr Arbeit

von Karl Brodschneider

Nicht nur die steirischen Forstwirte hadern mit einer neuen EU-Verordnung, die mit Jahresende in Kraft tritt. Um was geht es dabei?

 

Die Holz-Uhr tickt. Ab 30. Dezember 2024 soll von der gesamten Wertschöpfungskette Forst und Holz (Forstwirtschaft, Sägebetriebe, Papierindustrie) die EU-Entwaldungsverordnung umgesetzt werden. „Was ursprünglich darauf abzielte, die globale Entwaldung und vor allem die Abholzung der Tropenwälder zu stoppen, ist wegen der vollkommen überzogenen und praxisfremden Regeln nicht umsetzbar“, übt Präsident Franz Titschenbacher harsche Kritik. „Der bürokratische Aufwand ist unverhältnismäßig und bringt keinen Mehrwert!“

In die gleiche Kerbe schlägt Paul Lang, Obmann vom Waldverband Steiermark: „Die vorliegende EU-Entwaldungsverordnung ist ein Schlag in das Gesicht der heimischen und europäischen Waldbesitzer, der Almbauern und Tierhalter. Jeder Holzstamm, der verkauft wird, muss mit einer Nummer versehen werden, um zu beweisen, dass dieses Holz aus keiner Entwaldung ohne Wiederaufforstung kommt.“

 

Beispiele

Was das konkret heißen würde, belegen Titschenbacher und Lang mit Beispielen. Ein solches lautet: „Ein Kleinwaldbesitzer verkauft einem Tischler einige Baumstämme für die Möbelerzeugung und muss für jeden Baum den genauen Standort im Wald samt wissenschaftlichem, lateinischen Namen der Baumart angeben.  Die Daten müssen bei Kontrollen nachgewiesen werden, sonst drohen Strafen.“

Oder ein anderes: Wird eine gewisse Zeit eine Almfläche nicht beweidet, verwaldet sie. Werden diese Flächen nach Jahren für eine Weide wieder reaktiviert, weil ein Enkelkind die Bewirtschaftung nach Jahren wieder übernimmt, dann dürfen die Rinder dort zwar weiden, aber das Fleisch darf nicht mehr verkauft werden, obwohl es bestes Tierwohlfleisch ist.

Oder: Bei einem Industriebetrieb werden täglich hunderte LKW-Fuhren mit Holz abgeladen. Dabei sind für die Stämme tausende Referenznummern zu hinterlegen. Dies multipliziert sich bei den nachfolgenden Bearbeitungsstufen zum Beispiel in der Papierindustrie. Die Folge: Analysen zeigen, dass bei einem einzelnen Buch, das von einem Verleger in Verkehr gebracht wird, bis 300.000 Grundstücke zu hinterlegen sind – ein absurder Bürokratie-Irrsinn, um zu beweisen, dass das verwendete Holz nicht aus einer Rodungsfläche stammt.

Appell von Schmiedtbauer

Kein Verständnis für die neue Verordnung hat auch Landesrätin Simone Schmiedtbauer. „Österreich hat eines der modernsten Forstgesetze und unsere steirischen Forstwirte haben die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder perfektioniert. Ich appelliere an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mutig zu sein und einen europäischen Bürokratieabbau auch in der Forstwirtschaft zuzulassen.“

Konferenz

Paul Lang, Franz Titschenbacher, Simone Schmiedtbauer, Geschäftsführer Schnedl und Franz Sinabell vom WIFO.

Agrarexperte Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO ist ebenfalls beunruhigt: „Das Vorhaben schießt über das Ziel hinaus. Insgesamt finden in Österreich fast 250.000 Menschen in der Holz-Wertschöpfungskette Beschäftigung.“ Ähnlich klingt Geschäftsführer Christian Schnedl von Papier-Holz-Austria: „Diese Husch-Pfusch-Gesetzgebung gehört umgehend repariert!“ Gemeinsam rufen alle Fünf zum Unterzeichnen der Petition „Selbstbestimmte Waldbewirtschaftung“ auf.

 

Fotos: OÖ LK, LK Steiermark

 

 

4 Kommentare

Kaltenbacher Robert 8243 Tanzegg 3 1. Mai 2024 - 12:10

Wenn die EU- Kommissare nicht bald logisch zu denken beginnen, sehe Ich keine Zukunft für die
EU.

Antwort
Kaltenbacher Robert 8243 Tanzegg 3 1. Mai 2024 - 12:13

Die EU ist für mich als Land-u.Forstwirt gestorben.

Antwort
Kaltenbacher Robert 8243 Tanzegg 3 1. Mai 2024 - 12:16

Die EU bringt sich selbst um.

Antwort
Alois Scherr 1. Mai 2024 - 15:18

Anscheinend sitzen im EU-Parlament Menschen, die entweder keine Ahnung von dem was sie zustimmen haben, oder von Lobbyisten gelenkt werden. Auf solche Abgeordnete können wir gerne verzichten und so wenigstens Kosten für sie ersparen.

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