Was war dem Entschluss von Franz Titschenbacher vorausgegangen, dass er seine Spitzenämter in der Landwirtschaftskammer und im Bauernbund zurücklegt?
In der vorwöchigen Sitzung des Bauernbund-Landesvorstands kündigte Franz Titschenbacher sein Ausscheiden aus der interessenspolitischen Arbeit an. In seinen Reden als Kammerpräsident und Bauernbund-Landesobmann hatte er oft die Bilder vom Ernten und der bäuerlichen Hofübergabe verwendet und immer wieder davon gesprochen, dass man vor allem auf politischer Ebene Neuerungen und Änderungen rechtzeitig einleiten müsse. Trotzdem kam seine Mitteilung vom Aufhören völlig überraschend.
„Schon vor einem Jahr habe ich begonnen, mich mit der Frage zu beschäftigen, ob ich bei der Landwirtschaftskammerwahl im Jänner 2026 noch einmal als Bauernbund-Spitzenkandidat antreten soll“, berichtete Titschenbacher. „Anfang Jänner habe ich dann für mich die Entscheidung getroffen, dass ich nicht mehr kandidieren werde“, fuhr er fort und sagte: „Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich weiß, dass man keine Unsicherheiten in den Gesprächen und Gremien aufkommen lassen soll. Deshalb gebe ich bekannt, dass ich sowohl als Landwirtschaftskammer-Präsident als auch als Bauernbund-Landesobmann aufhören werde.“
Vertrauensvolle Gespräche
Die letzten Wochen hatte der 60-jährige Bauer aus dem Ennstal aber intensiv genutzt, um die Weichen für seine Nachfolge zu stellen. Seinem Vorschlag gingen vertrauensvolle Gespräche voraus: „Ich schlage Kammerobmann Andreas Steinegger als neuen Kammerpräsidenten und Landesrätin Simone Schmiedtbauer als neue Bauernbund-Landesobfrau vor. Im Sinne einer kontinuierlichen Kammerarbeit und der regionalen Ausgeglichenheit soll Vizepräsidentin Maria Pein auch in Zukunft den neuen Präsidenten in seiner Arbeit unterstützen.“ Sein Vorschlag wurde von den Mitgliedern des Bauernbund-Landesvorstands einstimmig angenommen.
Stabilität und Kontinuität
In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am nächsten Tag gab Titschenbacher seine Entscheidung der Öffentlichkeit bekannt und begründete sie klar und deutlich: „Ich habe sie deshalb jetzt getroffen, weil – wie auf jedem Bauernhof – eine rechtzeitige und gut gewählte Weichenstellung Stabilität und Kontinuität ermöglicht.“
Der designierte LK-Präsident Andreas Steinegger fand Gelegenheit, sich den Medienvertretern vorzustellen. Der 54-Jährige bewirtschaftet mit seiner Familie einen Biomilch- und Forstbetrieb in der Gemeinde Niklasdorf. Er ist seit dem Jahr 2016 Obmann der Bezirkskammer Leoben und Landeskammerrat. Zudem ist er Obmann des Waldverbandes in seinem Heimatbezirk und Aufsichtsrat im Waldverband Steiermark. Steinegger ist verheiratet, Vater von vier Kindern und zweifacher Großvater.
In dem Mediengespräch präsentierte er sich als glühender Verfechter einer nachhaltig produzierenden und klimafitten Land- und Forstwirtschaft. „Ich kämpfe auch für die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln und für eine zukunftsfähige Energiewende mit erneuerbaren Energieträgern. Weiters trete ich für Fairness gegenüber der Land- und Forstwirtschaft sowie für einen wertschätzenden Dialog mit den Steirerinnen und Steirern ein.“ Seine Wahl zum neuen Landwirtschaftskammer-Präsidenten erfolgt in der Kammervollversammlung Mitte März.
Mit Landesrätin Simone Schmiedtbauer hat der Steirische Bauernbund in seiner 125-jährigen Geschichte erstmals eine Frau an seiner Spitze. Sie erklärte: „Der Steirische Bauernbund ist seit meinen ersten politischen Schritten im Hitzendorfer Gemeinderat mein politisches Zuhause. Seither war für mich immer klar, dass er eine schlagkräftige Interessensvertretung von uns Bäuerinnen und Bauern garantiert.“ Ihre Wahl zur Landesobfrau – Schmiedtbauer ist jetzt schon Bauernbund-Bezirksobfrau von Graz-Umgebung – erfolgt beim nächsten Landesbauernrat Ende März.
Zur Neuaufstellung der steirischen Bauernvertretung sagte die geschäftsführende VP-Landesparteiobfrau Manuela Khom: „Franz Titschenbacher war in den letzten elf Jahren stets ein unermüdlicher und lautstarker Kämpfer für die Anliegen der steirischen Bäuerinnen und Bauern. In dieser Zeit hat er viele große agrarpolitische Weichen für die Landwirtschaft gestellt und war eine wichtige Stimme für die steirische Landwirtschaft und den ländlichen Raum. Sie begrüßte Steinegger als kompetenten Bauernvertreter und beschrieb Schmiedtbauer als eine beherzte und unerschütterliche Verfechterin für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern.
Eine versierte Agrarpolitikerin
Österreichs Bauernbund-Präsident Georg Strasser zollte Titschenbacher Respektiv und dankte ihm für seine Leistungen: „Franz Titschenbacher ist ein stets zielstrebiger Mensch, der immer das Verbindende vor das Trennende stellt. Er hat den Steirischen Bauernbund mit Geduld und einem zukunftsorientierten Auftreten geführt und sich für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern mit Nachdruck eingesetzt. Mit Simone Schmiedtbauer haben wir nun eine starke Frau und versierte Agrarpolitikerin an der Spitze des Bauernbundes, die mit Expertise glänzt und eine unermüdliche Kämpferin für die heimischen Bauernfamilien und den ländlichen Raum ist.
Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig nahm zum Wechsel an der steirischen Agrarspitze Stellung und sagte: „Mehr als elf Jahre führte Franz Titschenbacher die steirische Landwirtschaftskammer mit Weitsicht, Bedacht und einer bemerkenswerten Leistungsbilanz. Mit Praxisnähe und fachlicher Kompetenz hat er in den vergangenen Jahren die steirischen Familienbetriebe bestens vertreten und den Steirischen Bauernbund gut weitergeführt.“ Über die designierte Bauernbund-Landesobfrau sagte er: „Mit Simone Schmiedtbauer wird ihm eine starke Frau mit unermüdlichem Engagement sowie jahrelanger Expertise an der Spitze folgen.“
Der zwölfte Landesobmann
Kurz vor Weihnachten 2013 trat Franz Titschenbacher als Nachfolger von Gerhard Wlodkowski das Amt des Präsidenten der steirischen Landwirtschaftskammer an. Vorher war der langjährige Bürgermeister der Marktgemeinde Irdning schon ein Jahr lang als dessen Vizepräsident tätig.
Die Obmannschaft im Steirischen Bauernbund trat Titschenbacher im Oktober 2023 an, als die schwere Erkrankung von Landesrat Hans Seitinger den Wechsel notwendig machte. In der 125-jährigen Geschichte des Bauernbundes war er der zwölfte Obmann. Seine Vorgänger waren Gründungsobmann Franz Hagenhofer, Alois Riegler, Josef Wagner, Josef Hollersbacher, Anton Pirchegger, Josef Wallner, Simon Koiner, Rupert Buchberger, Erich Pöltl, Gerhard Wlodkowski und Hans Seitinger.
Ökonomierat Franz Titschenbacher wird seine Funktionen als Obmann des Raiffeisenverbandes und Obmann des Österreichischen Biomasseverbandes weiterhin ausüben.
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