Die weibliche Handschrift im Bauernbund

Beim Landesbauernrat wird Simone Schmiedtbauer die Obmannschaft im Steirischen Bauernbund übernehmen – als erste Frau in der Bauernbund-Geschichte.

von Karl Brodschneider

Am Sonntag sind Gemeinderatswahlen. Sie waren selbst Bürgermeisterin in Hitzendorf. Ist aus Ihrer Sicht der Wahlkampf für die Volkspartei gut gelaufen?

Simone Schmiedtbauer: Er ist gut gelaufen, wobei zu sagen ist, dass Gemeinderatswahlen einen eigenen Stellenwert haben. Das sind überall Persönlichkeitswahlen und den Menschen enorm wichtig. Darum bin ich überzeugt, dass auch die Wahlbeteiligung gut sein wird. Die menschliche Komponente spielt bei diesen Wahlen auch eine große Rolle. Die ÖVP-Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind immer für die Menschen verfügbar, sind ihnen nah, fabrizieren nicht Überschriften, sondern arbeiten an Lösungen.

Viele der 199 steirischen ÖVP-Bürgermeisterinnen und -Bürgermeister sind Bauernbündler. Haben Bäuerinnen und Bauern besonders viel Bezug zu ihren Gemeinden?

Was uns vom Bauernstand auszeichnet, ist, dass wir verwurzelt und geerdet sind und eine nachhaltige Politik betreiben wollen. Das ist unser Ansporn, dem werden auch unsere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gerecht.

Können Sie als Landesrätin die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bei ihrer Arbeit unterstützen?

Ja natürlich! Das wissen sie auch. Ich gehe davon aus, dass alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister meine Telefonnummer haben. Viele nutzen das auch für eine schnelle Rücksprache, eine Frage oder eine Nachricht. Ich halte natürlich auch Sprechstunden ab, weil es darf niemals passieren, dass jemand sagt, dass er bei seiner Landesrätin keinen Termin bekommen hat. Ich sehe es als meine Aufgabe, die Männer und Frauen an der Spitze unserer Gemeinden bestmöglich zu unterstützen. Das ist ein wesentlicher Teil meines Jobs, dem will ich auch gerecht werden.

Am 25. März werden Sie neue Bauernbund-Landesobfrau und sind damit die erste Obfrau in der 125-jährigen Geschichte des Steirischen Bauernbundes. Schon aufgeregt?

Natürlich weiß ich nicht, wie die Wahl ausgehen wird, aber es ist für mich eine ganz große Ehre, für dieses Amt vorgeschlagen zu werden. Diesbezüglich sehe ich mich auch als Vorkämpferin für die Frauen. Der Bauernbund wird dann nicht nur die neue Obfrau sein, sondern alle Funktionärinnen und Funktionäre sollen sich als Teil des Bauernbundes sehen. Nur wenn wir alle von etwas felsenfest überzeugt sind, werden wir auch Dinge auf den Boden kriegen. Das wird mein ganz großes Ziel sein.

Das ist ein Akzent, gibt es noch weitere?

Ich werde meine Handschrift einfließen lassen, das ist ganz klar. Was das Kantige betrifft, braucht man sich um mich keine Sorgen zu machen. Darzustellen, warum es einen Bauernstand braucht, wird ganz wichtig sein in der Außenwirkung, denn jeder Bauernhof, der geschlossen wird, ist einer zu viel. Wir müssen der Bevölkerung erklären, wie wichtig wir sind und dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie regionale Lebensmittel in Topqualität bekommen. Dafür brauchen wir aber entsprechende Rahmenbedingungen, um produzieren zu können. Unabhängig davon gilt den Ortsgruppen meine große Aufmerksamkeit. Wir wollen Ortsgruppen, die gut funktionieren und in denen auch intern die Informationen gut fließen, bei ihrer Arbeit unterstützen. Und wir wollen Ortsgruppen, in denen es ruhiger geworden ist, wieder aufwecken. Wir müssen da oder dort auch neue Obmänner und Obfrauen suchen. Ganz wichtig ist mir dabei, dass der Jugend und den Frauen genügend Platz eingeräumt wird. Das alles wird eine ganz harte Arbeit sein, aber ich will, dass der Bauernbund der wichtigste und vor allem der coolste Bund der Steirischen Volkspartei wird.

Ich will, dass der Bauernbund der wichtigste und der coolste Bund der Steirischen Volkspartei wird.

Simone Schmiedtbauer

Aber ist diese Bündestruktur nicht schon längst überholt?

Sicher nicht! Wir haben ganz entscheidende Unterstützungen, Programme und Maßnahmen nur deswegen, weil es den Bauernbund gibt. Wenn irgendjemand glaubt, dass die 96 oder 97 Prozent, die keine Bauern sind, uns tagtäglich fragen, ob es uns gut geht und ob sie etwas für uns tun können, so ist das eine falsche Annahme. Wir müssen auf EU-, Bundes- und Landesebene tagtäglich für unsere Interessen kämpfen. Wir müssen beitragen, dass die Stimme der Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft kraftvoll zu hören ist, weil es gibt ganz viele andere politische Parteien, die das nicht so sehen. Wenn es den Bauernbund nicht gäbe, dann müsste man ihn heute noch erfinden.

Sie und Landesrat Karlheinz Kornhäusl sind mittlerweile die am längsten dienenden Mitglieder in der Landesregierung. Die letzte Landtagswahl hat hier zu einer völlig neuen Situation in der Landespolitik geführt. Wie gehen Sie selbst damit um?

Nicht viel anders wie vorher. Wichtig ist, dass die Truppe rund um unsere Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom perfekt funktioniert. Wir haben mit Lukas Schnitzer jetzt auch einen neuen Klubobmann, der vieles neu anlegt. Man merkt, dass da jetzt ein Spirit herrscht. Das tut der Partei gut.

Das Land muss sparen. Daran lässt auch der neue Finanzlandesrat Willi Ehrenhöfer keinen Zweifel. Was wird da heuer und in den nächsten Jahren auf die Bäuerinnen und Bauern zukommen?

Wir werden in allen Bereichen Überlegungen anstellen müssen, wie wir das Geld zielgerichtet und nachhaltig ausgeben werden. Was die Land- und Forstwirtschaft betrifft, sollte das Budget abgesichert sein, auch wenn wir da und dort Einsparungen vornehmen müssen. Es gibt rote Linien, worüber man nicht diskutieren kann, und dann gibt es sehr wohl Ansätze, wo man Einsparungsmöglichkeiten hat. Ich werde um jeden Euro kämpfen, das ist klar!

Agrarpolitik im Land kann aber nur bedingt eigenständig passieren. Wieviel davon ist Brüssel?

Die EU ist eigentlich der Schlüssel für unsere Politik, die Finanzierung und Ausgestaltung für unsere Betriebe. Während meiner Zeit als EU-Abgeordnete war EU-Agrarkommissar Christophe Hansen mein Kollege und Büronachbar. Von daher habe ich noch einen guten Zugang zu ihm. Für uns ist wichtig, dass wir in dieser Funktion einen Praktiker haben. Hansen ist in der Landwirtschaft aufgewachsen und hat ein ganz besonderes Gefühl und Gespür für die Anliegen und Sorgen der Bäuerinnen und Bauern.

Von der EU, aber auch von der Bundes- und Landespolitik verlangt man – sehr oft berechtigt – den Bürokratieabbau. Ist das durchführbar oder bleibt das nur Wunschdenken?

Als ich Landesrätin wurde, habe ich für all meine Abteilungen die Order ausgegeben, Dinge zu erfassen, die absolut nicht mehr zeitgemäß sind und wo wir Doppelgleisigkeiten haben. Bei den größeren Vorhaben brauchen wir aber den Koalitionspartner, um Vereinfachungen zu schaffen. Da sind wir in guten Gesprächen.

Zur Person
Simone Schmiedtbauer war Landeskammerrätin, von 2014 bis 2019 Bürgermeisterin von Hitzendorf sowie von 2019 bis 2023 EU-Abgeordnete. Im Oktober 2023 kam sie als Nachfolgerin von Hans Seitinger in die Landesregierung und ist zuständig für die Land- und Forstwirtschaft, die landwirtschaftlichen Fachschulen, die Jagd und Fischerei, den Wohnbau, die Energie, Wasser- und Ressourcenwirtschaft sowie das Veterinärwesen. Sie ist BB-Bezirksobfrau von Graz-Umgebung und derzeitige BB-Landesobmann-Stellvertreterin.

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