Dieter Frei, der Leiter des neu eröffneten Steiermarkhofes, zu Aufbruchsstimmung, Kochkursen, digitaler Revolution und mehr.
NEUES LAND: Nach den intensiven Umbauarbeiten und der vorübergehenden Schließung ist der neue Steiermarkhof nun startklar. Was fühlen Sie jetzt?
Dieter Frei: Ich empfinde sowohl Dankbarkeit als auch Aufbruchsstimmung. Dankbarkeit dafür, dass dieses Werk für die Bildung in unserem Land so gut gelungen ist. Die Aufbruchsstimmung hat mit Erntedank zu tun – unsere Aussaat sind die Menschen, die zu uns kommen und wir freuen uns sehr auf die Ernte der Früchte, die hier wachsen werden.
NL: Der Steiermarkhof will, wie es heißt, Treffpunkt und Kommunikationsdrehscheibe zwischen Stadt und Land sein. Wie soll diese schwierige Aufgabe gelingen?
Frei: Wir hatten im vergangenen Jahr 65.000 Gäste bei uns – etwa die Hälfte davon aus dem Bereich Landwirtschaft, die anderen aus verschiedensten anderen Lebensbereichen . Das ist mit der großen Chance verbunden, diese Menschen auch mit den Themen, die uns so besonders wichtig sind, zu konfrontieren.
NL: Wie soll das konkret möglich sein?
Frei: Die neue Hofkochschule mit Blick ins Grüne ist zum Beispiel ein attraktives Schaufenster der Landwirtschaft. Wir haben gemerkt, dass man den Menschen bei Kochkursen viel besser als bei abstrakten Vorträgen erklären kann, wie wichtig regionale und saisonale Lebensmittel sind und wie man mit ihnen umgehen sollte. Diese Kurse kommen hervorragend an und sind sehr gut gebucht. Sie werden ausschließlich von Seminarbäuerinnen gehalten.
NL: Eine spannende Drehscheibe könnte wohl auch das neue Restaurant mit großer Terrasse sein?
Frei: Ganz bestimmt. Auch deshalb, weil es dafür ein ganz neues Kulinarikkonzept gibt. Ein Drittel der verwendeten Lebensmittel kommen aus landwirtschaftlichen Betrieben, die weniger als 30 Kilometer vom Steiermarkhof entfernt sind. Ein Drittel machen Bio-Produkte aus und ein weiteres Dritte l stammt aus der Steiermark wie auch aus Österreich. Nur fünf Prozent sind aus dem Import – hauptsächlich Zitrusfrüchte.
NL: Eine ganz persönliche Frage: Sie haben eine gleich dreifache Führungsfunktion als Leiter der LK-Bildungsabteilung, des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) und des Steiermarkhofes – wie ist das zu bewältigen?
Frei: Wir arbeiten am Steiermarkhof in einem sehr guten Team zusammen – mit Wirtschaftsleiterin Getrude Rust, Bildungs- und Kulturreferent Johann Baumgartner und anderen, die ausgezeichnete Arbeit leisten.
NL: Für Sie gibt es ein Jubiläum. Es ist zehn Jahre her, dass Sie den Steiermarkhof operativ übernommen haben. Wie war das damals?
Frei: Es war ungewiss, wie es weitergehen soll. Aber es hat sich erfreulicher Weise rasch gezeigt, dass diese Form von Öffentlichkeitsarbeit und Bildung optimal zusammenpassen.
NL: Mit einer Frage werden Sie sich wohl in letzter Zeit oft auseinandergesetzt haben – wie sind die Zukunftschancen von Bildungshäusern im Zeitalter der digitalen Revolution?
Frei: Die Digitalisierung ist natürlich ein Thema, das alles massiv verändert. Wir nehmen selbstverständlich in unseren Angeboten Rücksicht darauf und bieten auch Online-Kurse an. Ich bin jedoch absolut überzeugt davon, dass anregende Plätze, an denen man sehr gut von Angesicht zu Angesicht kommunizieren kann, an Bedeutung gewinnen werden. Dort entstehen nämlich die besten Ideen!
Zur Person
Dieter Frei (verheiratet und Vater von zwei Kindern) stammt aus dem Steirischen Salzkammergut und hat an der BOKU in Wien Forstwirtschaft studiert. Er war als Forstberater in Voitsberg tätig und hat sich deshalb in Hirschegg niedergelassen. Über die forstliche Weiterbildung ist er schließlich beim LFI gelandet.