Die Murtalerin Marion Moser Reinisch aus Großlobming sieht sich als Hof-Managerin. Den von ihren Eltern übernommenen Betrieb haben sie und ihr Mann völlig umgestellt. Porträt verfasst von Roman Bruckner.
Der Hof der Familie Moser Reinisch liegt im Aichfeld im Dorf Großlobming in der Nähe von Knittelfeld. Das Aichfeld ist eine von Bergen umgebene große Ebene, die sich ideal für intensive Landwirtschaft mit Rinderzucht und Ackerbau eignet. Durch die Erwärmung der letzten Jahrzehnte nimmt die Vielfalt auf den Äckern zu, es gibt heute auch schon Ölkürbis, Körnermais und Sojabohnen in der alpinen Lage. Der Hof befindet sich mitten im Dorf, hat aber großteils arrondierte und vorwiegend ebene Flächen.
Marion Moser Reinisch hat den Betrieb von ihren Eltern heuer übernommen und bewirtschaftet ihn zusammen mit ihrem Mann Johannes in einer interessanten Erwerbskombination. Tatsächlich ist sie 2015 in den Betrieb eingestiegen und hat ihn bis heute zusammen mit ihrem Mann stark umgestaltet. Aus dem klassischen Murtal-Betrieb mit Ackerbau und Rinderzucht ist ein Direktvermarktungsbetrieb mit großer Vielfalt in der Tierhaltung und am Feld geworden. Dazu wurde der alte Vulgonamen „Handlmoarhof“ wiederentdeckt und in die Vermarktung voll integriert.
Auslandserfahrung
Dabei war es aus der Sicht der Eltern längere Zeit unsicher, ob der Betrieb eine Nachfolgerin finden wird. Marion war immer schon vorgesehen und hat auch Interesse gezeigt, aber die schulische Laufbahn hat sie dann in eine ganz andere Richtung geführt. Nach der Matura an der HLW war sie ein Jahr in Italien als Au-Pair. Danach studierte sie an der Fachhochschule Gesundheitsmanagement und schloss diese 2011 mit dem Master ab. Es folgte noch ein Auslandssemester in USA. Nach zwei Jahren Arbeit in Graz haben dann aber die landwirtschaftlichen Gene gesiegt, der richtige Partner mit denselben Genen war auch sehr wichtig und so sind die beiden dann, sehr zur Freude der Eltern, heim auf den Hof gezogen.
Ihre außerlandwirtschaftlichen Berufe üben Marion und Johannes – beide haben den Facharbeiterkurs berufsbegleitend gemacht – heute noch in geringer Form aus. Im Laufe der Zeit wurden zwei Kinder, Klara und Killian, geboren. Im heurigen Jahr wurde der Betrieb übergeben. Eine gut geplante Übergabe war dem Vater Sepp Moser sehr wichtig, weil er aus seiner Beschäftigung als Erwachsenenbildner weiß, welche Probleme sonst entstehen können. Deshalb wurde am Hof für die Eltern ein kleines Wohnhaus errichtet, die junge Familie wohnt im großen Bauernhaus. Zudem gibt es noch ein altes, schönes Hofgebäude, in dem die Oma wohnt.
Die Felder des Betriebes sind zur Hälfte jeweils Acker und Grünland. Im Stall, besser auf der Weide, grasen die Mastkalbinnen der Rasse Murbodner. Auf der Schweineweide genießen die Mastschweine und Zuchtsauen ihr relativ langes Leben. Und die Legehennen fahren mit dem Hühnermobil durch ihr kleines Weidegebiet. Das Futter für die Tiere kommt fast zur Gänze von den eigenen Feldern. Diese sehr artgerecht gehaltenen Tiere liefern den besten Grundstoff für die Verarbeitung und den Frischfleischverkauf.
Liebe zu den Tieren
Wenn man mit der jungen Bäuerin durch den Betrieb geht, dann spürt man ihre Liebe zu den Tieren. Diese kommen gleich auf sie zu und sie weiß über alle Bescheid. In den bestens ausgestatteten Verarbeitungsräumen werden die Tiere von ihrem Mann stressfrei geschlachtet und gesundheitsbewusst verarbeitet. In traditioneller Form geräuchert und lange gereift, kommen die Produkte dann in den Hofladen, wo sie die Kunden 24 Stunden am Tag in Selbstentnahme erwerben können. Nur an den Frischfleischverkaufstagen steht die sympathische Obersteirerin selbst im Laden und berät ihre Kunden persönlich.
„Marketing ist enorm wichtig! Die Kunden sollen über unsere Produkte und wie wir arbeiten, Bescheid wissen“, erklärt die begeisterte Vermarkterin. Deshalb setzt sie sehr auf den guten Kontakt zu den Kunden. Ganz wichtig ist ihr dabei auch das Internet. „Wir haben eine Whatsapp-Kundengruppe mit 350 Teilnehmern und ich poste fast jeden zweiten Tag Bilder oder kurze Filme in Facebook oder Instagram“, ergänzt sie.
Es ist ihr aber auch wichtig, über den eigenen Betrieb hinaus für die Landwirtschaft aktiv zu sein. Es wundert daher nicht, dass sie von der steirischen Landwirtschaftskammer zur „Hofheldin 2023“ gewählt wurde. Darüber hat sie sich sehr gefreut. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass die positive Entwicklung am Hof so weitergeht und dass die Konsumenten den Wert der heimischen, qualitätsvollen Lebensmittel immer besser erkennen und wertschätzen.
Zur Person
Mario Moser Reinisch (37) wohnt Lindenweg 6a, 8734 Lobmingtal. Der Betrieb umfasst 35 ha LN (jeweils 50 Prozent Acker und Grünland) sowie 5 ha Wald. Am Hof sind 25 Mastkalbinnen, 30 Freilandschweine und 80 Legehennen. Es gibt einen 24-Stunden-Hofladen mit Selbstentnahme sowie Frischfleischtage. Das Produktsortiment umfasst Frischfleisch, Selchwaren, Aufstriche, Würste, Eier und Erdäpfel. www.handlmoar.at
Beitragsfotos: Bruckner