Wohnort und Arbeitsort sind für zahlreiche Steirerinnen und Steirer oft weit voneinander entfernt. Von den 350.000 steirischen Auspendlern (das sind rund 62% der Erwerbstätigen) pendeln 146.712 Personen aus ihrer Wohngemeinde in eine andere Gemeinde innerhalb des Bezirkes. Für 203.243 Personen liegt der Arbeitsort außerhalb ihres Wohnbezirkes, wobei 49.190 Personen die Steiermark verlassen und in ein anderes Bundesland pendeln. Weitere 1.990 Personen fahren ins Ausland zur Arbeit.
Nur rund zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Steiermark arbeiten von zu Hause aus bzw. arbeiten in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung und zählen damit als Nichtpendler.
Die Zahl der Arbeitnehmer/innen die in ihrem Wohnort arbeiten liegt bei etwa 220.000 das sind rd. 38% aller Erwerbstätigen, inkludiert dabei die Stadt Graz rund 80.000 Personen oder 67,8% der hier Erwerbstätigen arbeiten und wohnen in der Landeshauptstadt. Weitere rd. 90.000 pendeln täglich nach Graz ein um hier ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsort im Schnitt 46 Kilometer
Die rd. 350.000 steirischen Erwerbspendler, legen durchschnittlich eine Distanz von 46 Kilometern zurück, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. 23,8% legen durchschnittlich weniger als 10 Kilometer zurück, 25,5% der Gemeinde-Auspendler haben einen Arbeitsweg zwischen 10 und 20 Kilometer und 12,9% zwischen 20 und 29 Kilometer. Knapp ein Viertel der Erwerbspendler pendelt zwischen 30 und 99 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz. 13,7% legen einen Weg von über 100 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz zurück.
Die Zeit zum Pendeln ist ungenützte Freizeit.
Die Anzahl der Langzeitpendler, die für ihren Arbeitsweg eine Stunde und länger unterwegs sind, steigt stetig an. Bei durchschnittlichen 220 Arbeitstagen im Jahr und einer zweistündigen täglichen Wegzeit verbringen die pendelnden Arbeitnehmer/innen in Relation pro Jahr 2,5 Arbeitsmonate (Basis 8 Std./Tag) oder durchgehend 18 Tage und Nächte des Jahres auf dem Weg von und zur Arbeit.
Zusätzliche finanzielle Kosten belasten die Haushalte.
Das Pendeln ist trotz der bundesweit gültigen Pendlerpauschale und der steirischen Pendlerbeihilfe sehr kostspielig. Die teuerste Variante im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Auto. Im Durchschnitt bei einem Besetzungsgrad von derzeit unter 1,1 Personen pro PKW im Berufsverkehr ist die Nutzung des Autos viermal so kostenintensiv als Bahnfahren!
Ein Zweitauto ist nötig.
Da zumindest ein Fahrzeug tagsüber seine Stehzeit auf einem Firmenparkplatz fristet, ist oftmals ein Zweitauto für den Partner nötig – mit allen zusätzlichen Kosten. Besonders im ländlichen Raum ist eine Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln mangels Angebot nur bedingt möglich und zumutbar.
Mit jedem Autokilometer steigt das Unfallrisiko.
Die Aufmerksamkeit von Vielfahrern sinkt auf ihnen vertrauten Strecken, die Gehirnaktivitäten schalten auf Routineabläufe zurück und das Risiko für Unfälle erhöht sich.
Der Weg zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist weniger riskant und – abgesehen von aufreibenden Verspätungen – stressfreier. Jedoch haben Studien gezeigt, dass ab einer täglichen einfachen Wegstrecke von 50 km oder einer Wegzeit von über 45 min auch bei der Nutzung von Bus oder Bahn negative gesundheitliche Folgen auftreten. Pendler klagen über Rücken-, Nacken- und Gliederschmerzen und bringen zudem ihren Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander.
Pendlerinitiative kämpft um Verbesserungen
Ein Rückgang der Pendlerzahlen in naher Zukunft ist nicht zu erwarten. Die Straßeninfrastruktur hat in der Steiermark weitgehend ihre Grenzen erreicht.
Augenmerk sollte daher zukünftig auf den Ausbau des Schienenverkehrs insbesondere mit der „S-Bahn Obersteiermark“ gelegt werden. Ebenso wichtig sind leistungsfähigere Busverbindungen, die auch als Zubringer für die S-Bahn dienen können.
Die S Bahn Obersteiermark soll Chancengleichheit für die Bevölkerung bringen. „ Die steirische S-Bahn darf nicht in Bruck an der Mur enden, auch den Obersteirern sollte zumindest in den Tagesrandzeiten einen Halbstundentakt zur Verfügung stehen“, so Pendlerobmann Franz Gosch. Für die Umsetzung der S-Bahn Obersteiermark hat sich die Pendlerinitiative bereits breite Unterstützung durch Politik und Sozialpartner gesichert.
Bildung von Fahrgemeinschaften – Flexible Arbeitszeiten
Der niedrige Besetzungsgrad von unter 1,1 Personen im individualen Pendlerverkehr ist durch Erleichterungen bei der Bildung von Fahrgemeinschaft entgegen zu wirken (Flexible Arbeitszeiten, (Umsteige)Parkplätze an geeigneten Orten, klare gesetzliche Regelungen). Auch neue Arbeitsmodelle mit Telearbeitsplätzen tragen zur Entlastung der Pendler bei.
Foto: Fotolia.com/vege