Zwischen Kostendruck, Nachhaltigkeit und Leistbarkeit

von NEUES LAND

Beim 3. Raiffeisen-Bauwirtschaftsforum in Raaba-Grambach stand diesmal die Zukunft der Bau- und Immobilienbranche im Mittelpunkt.

Experten aus Bauwirtschaft, Recht, Forschung und Finanzwesen lieferten bei der dritten Auflage des Raiffeisen-Bauwirtschaftsforum spannende Einblicke und Lösungsansätze der Branche, die zuletzt vielen Turbulenzen unterworfen war. Das Forum zeigte einmal mehr, dass die Herausforderungen groß sind – der Wille zur Veränderung jedoch ebenso. Aufgrund der vielen hochkarätigen Referenten war des Interesse an der Veranstaltung besonders groß.

Den Auftakt machte Gernot Wagner, Geschäftsführer der Porr Bau GmbH, mit einem Impulsvortrag zum Thema „Baukostenerhöhungen und ihre Auswirkungen“. Wagner zeichnete ein realistisches, aber lösungsorientiertes Bild der aktuellen Lage. Die Ursachen für steigende Baukosten seien vielfältig – von hohen Regulierungen und langen Genehmigungsprozessen bis hin zu komplexen Auflagen und zögerlichen politischen Entscheidungen. Als Ausweg präsentierte er das Konzept des Systembaus: Standardisierte, modulare Bauweisen könnten Bauzeiten verkürzen, Prozesse effizienter gestalten und Kosten deutlich senken „Wir können Wohnungen schaffen, die unter 3.000 Euro pro Quadratmeter kosten und das in weniger als einem Jahr Bauzeit“, erklärte Wagner.

Rahmenbedingungen

Im Anschluss beleuchtete Klaus Pfeiffer, Rechtsanwalt und Partner bei Weber & Co., die juristische Perspektive. Unter dem Titel „Immobilientransaktionen im Lichte der aktuellen Judikatur“ analysierte er die rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen, Mietrecht und Bauträgerverträge. Pfeiffer machte deutlich, dass auch die Gesetzgebung selbst zum Kostentreiber geworden sei. Nach einer kurzen Pause folgte Sarah Bellosits, Head of Research bei der Bauträgerdatenbank Exploreal, mit einem datenbasierten Überblick über die aktuelle Wohnbauaktivität in Österreich. Ihre Analyse zeigte deutlich: Sowohl die Bautätigkeit als auch die Nachfrage nach Neubauwohnungen sind rückläufig. Die Expertin plädierte dafür, den Wohnbau gezielt durch wirtschaftliche und politische Impulse zu stärken.

Nachhaltiges Bauen

Ein weiterer Schwerpunkt des Forums lag auf der Zukunft nachhaltigen Bauens. Peter Engert, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), stellte die europäischen Klimaziele und deren Auswirkungen auf die Branche in den Mittelpunkt. Er machte deutlich, dass Nachhaltigkeit längst zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden ist. Unternehmen, die heute ökologisch und ressourcenschonend bauen, sichern sich nicht nur einen Marktvorteil, sondern auch bessere Finanzierungsmöglichkeiten.

Zum Abschluss gab Jörg Waldauer, Bereichsleiter Immobilienprojektfinanzierungen bei der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Einblicke in die Perspektive der Finanzwelt. Er analysierte die aktuellen Herausforderungen durch steigende Zinsen und strengere Kreditvergaben, zeigte aber auch Chancen auf: Innovative Projekte mit nachhaltigem Fokus würden von Banken zunehmend positiv bewertet. Erfolgreiche Modelle basierten heute stärker auf Kooperation, Transparenz und frühzeitiger Risikobewertung. „Dort, wo solide Konzepte und langfristige Strategien vorliegen, sind wir weiterhin starke Partner“, erklärte er. Firmenmitteilung

Zusammenarbeit

Das Bauwirtschaftsforum 2025 machte deutlich: Die Bau- und Immobilienbranche steht an einem Wendepunkt. Zwischen Kostendruck, Nachhaltigkeitszielen und rechtlichen Hürden braucht es neue Wege und gemeinsames Denken. Die Vorträge zeigten unterschiedliche, aber ineinandergreifende Perspektiven – vom technischen Zugang über rechtliche Fragestellungen bis hin zu Finanzierung und Nachhaltigkeit. So wurde das Forum nicht nur zu einer Bühne für Fachdialoge, sondern auch zu einem klaren Aufruf an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Verantwortung gemeinsam zu tragen.

 

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben