Ganz im Zeichen des „Internationalen Jahres der Genossenschaften“ stand der Verbandstag des Raiffeisenverbandes Steiermark in Raaba-Grambach.
Mehr als 300 Gäste, darunter jede Menge bekannte Gesichter aus Politik und Wirtschaft wie der ehemalige Vizekanzler Josef Riegler, Styria-Boss Markus Mair, ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka und RLB-Chef Martin Schaller, folgten im „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ kürzlich der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher nach Raaba-Grambach zum großen Festtag der steirischen Raiffeisen-Genossenschaften. „Genossenschaft kann mehr. Weltweit.“ lautete dabei das Motto, mit dem die Spitzen der sterischen Raiffeisen-Organisation die besondere Rolle von Genossenschaften in der aktuellen Zeit in das allgemeine Bewusstsein rücken wollten.
„Genossenschaften zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung kein Widerspruch sind, sondern ein zukunftsfähiges Wirtschaftsmodell im 21. Jahrhundert darstellen“, sieht Titschenbacher in der weltweit verbreiteten Rechtsform eine zeitgemäße Antwort auf Nähe, Regionalität und Mitbestimmung in einer globalisierten Welt. Heute zählen die drei Millionen Genossenschaften auf der ganzen Welt rund eine Milliarde Mitglieder und bieten 280 Millionen Arbeitsplätze. Gleichzeitig bieten sie Menschen einen idealen, wertorientierten Rahmen, um Vorhaben nachhaltig und demokratisch umzusetzen.
Gute Ergebnisse
Dass dieses Engagement in den steirischen Genossenschaften zu sehr guten wirtschaftlichen Ergebnissen im Jahr 2024 führte, erläuterte Verbandsdirektor Peter Weissl: „Für die Raiffeisen-Organisation in unserem Bundesland war das vergangene Jahr ein ausgesprochen gutes Jahr. Die Raiffeisenbanken haben eines der besten Jahre in der Geschichte hinter sich. Bei den Lagerhäusern hat es zwar Umsatz- und Gewinnrückgänge gegeben, sie sind aber wirtschaftlich gut aufgestellt. Die anderen Bereiche wie Molkereien und Energie haben sich ebenfalls sehr stabil entwickelt.“ Die Rechtsform Genossenschaft ist aus Sicht von Weissl zuletzt noch gefragter und attraktiver geworden, unter anderem durch geänderte rechtliche Rahmenbedingungen. „Genossenschaften sind durch die Revision besonders sicher und ein zeitgemäßes Wirtschaftsmodell. Sie bieten sehr viel Potenzial für die Zukunft. Das zeigen auch die stark gestiegenen Gründungszahlen in den letzten Jahren.“
Bei Ergänzungswahlen in den Verbandsvorstand wurden Barbara Hausegger-Hörmann (Raiffeisenbank Gratwein-Hitzendorf) und Daniela Monschein (Raiffeisenbank Kalsdorf-Lieboch-Stainz) neu in das Gremium gewählt. Sie beide folgen Doris Grantner-Planitzer (Raiffeisenbank Aichfeld) und Michaela Stock (Raiffeisenbank Graz-St. Peter), die bereits im Vorjahr ausgeschieden ist, auch als steirische Vertreterinnen im Funktionärinnen-Beirat des Österreichischen Raiffeisenverbandes nach.
Kraftanstrengung notwendig
Das Hauptreferat hielt der Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, der sich mit der schwierigen Lage des Staatshaushaltes in Österreich auseinandersetzte. Sein Fazit: „Wir genießen in unserem Land noch immer einen enorm hohen Wohlstand, der zu den höchsten in Europa zählt und für alle Vorgängergenerationen noch undenkbar war.“ Dieser Wohlstand sei für Schellhorn aber kein Versprechen für die Zukunft mehr. Dieses Land brauche vielmehr einen Turnaround, eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten. Schellhorn weiter „Österreich legt mit rekordhohen Staatsausgaben die schlechteste wirtschaftliche Performance aller EU-Länder hin. Die Republik Österreich verwandelt die zweithöchsten Staatseinnahmen in das vierthöchste Defizit aller Euroländer. Während die Wirtschaft schrumpft, steigen die Löhne.“
Der gefragte Wirtschaftsexperte hat für die Verantwortlichen in der Republik auch die passenden Rezepte parat: „Österreich braucht eine Ausgabenbremse wie die Schweiz, um die überschießenden Budgetdefizite in den Griff zu kriegen. Die Defizite von heute sind die höheren Steuern von morgen.“ Ferner schlägt Schellhorn eine zweistufige Flat Tax wie in Polen statt höherer Sozialabgaben vor, damit die Leistungsbereiten einen Anreiz haben mehr zu arbeiten.
Zahlen und Fakten
Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 116 Mitarbeiter:innen vertritt die Interessen von derzeit 297 Mitgliedern, davon:
- 40 Bankengruppe-Betriebe (39 Primärbanken und die RLB Steiermark) mit 202 Bankstellen
- 20 Warengruppe-Betriebe
- 104 Energieerzeugungsbetriebe
- 20 Verwertungsbetriebe
- 62 Nutzungsbetriebe
- 51 sonstige Mitgliedsbetriebe.