Obmänner am Wort: Richard Judmaier

von Karl Brodschneider

Als Kammerobmann-Stellvertreter sammelte Richard Judmaier neun Jahre lang Erfahrungen, seit dem Frühjahr steht er der Bezirkskammer Leoben vor und ist Bauernbund-Bezirksobmann.

 

NEUES LAND: Sie sind unter den steirischen Agrariern ein Vertreter der jungen Generation und mit deren Denken, Tun und Wünschen gut vertraut. Wie stark erleben Sie den Willen bei den Jungen, Bäuerin beziehungsweise Bauer zu werden und zu sein?

Richard Judmaier: Es ist grundsätzlich ein großer Wille da, Bäuerin beziehungsweise Bauer zu sein, und das ist, so finde ich, einer der schönsten Berufe. Aber für viele Junge sind die Rahmenbedingungen schon nervig. Dazu kommt, dass die übrige Gesellschaft immer weniger weiß, wie Landwirtschaft eigentlich geschieht. Das sind dann alles Themen, die junge Bäuerinnen und Bauern fast verzweifeln lassen.

 

Hetzer-Video im Netz

Bleiben wir bei der jüngeren Bauerngeneration. Wie stark ist sie daran interessiert zu ergründen, wie Märkte funktionieren und welchen Einfluss politische Entscheidungen auf ihre eigene Lebenssituation haben?

Die Bauern verfolgen sehr viele Nachrichten, aber die Quellen sind dabei manchmal problematisch, wenn ich zum Beispiel an jene der AGÖ denke, wo man als Vertreter des Bauernbundes oder der Landwirtschaftskammer viel Ablehnung erfährt. Seriöse Berichterstattung und Information sind halt immer zeitaufwändiger und schwerer, als wenn man von seinem Futtertisch aus ein Hetzer-Video dreht und ins Netz stellt.  

 

Politik-Wissen schwindet

Heißt das, dass Sie die Erfahrung machen, dass die Menschen immer weniger über politische Abläufe Bescheid wissen?

Ja, das stimmt leider und wird immer schlimmer. Oft reduziert sich das auf die Annahme, dass die ÖVP den Landwirtschaftsminister und die Agrarlandesrätin stellt und wenn die es wollen, dann wird es schon gemacht werden. Viele blenden dabei aus, dass man in unserer Demokratie für alles 50 Prozent plus eine Stimme braucht.  

 

Wie stark sind Bäuerinnen und Bauern bereit, in verschiedenen Gremien – zum Beispiel Gemeinde, Bauernbund, Bäuerinnenvertretung, Landwirtschaftskammer, Genossenschaften – mitzuarbeiten?

Judmaier: Das Problem ist, dass jene, die sich dazu bereit erklären, oft vielfach eingesetzt werden. Das sehe ich auch bei mir. Ich tu es gerne, aber es wäre schön, wenn das Netzwerk an Funktionären größer wäre. Man ist ständig im Konflikt mit der eigenen Zeit, die einem dafür zur Verfügung steht.

 

Immer wiederkehrende Themen

Sie haben heuer im Frühjahr von Andreas Steinegger die Funktionen als Kammer- und Bauernbund-Bezirksobmann von Leoben übernommen. Was sind die Themen, mit denen Sie häufig zu tun haben?

Das sind oft persönliche Dinge, wo man angerufen und um einen Ratschlag gefragt wird oder man einfach nur zuhört. Auch das Vermitteln ist in meiner Funktion sehr wichtig. Die Leute wissen oft nicht, was unsere Landwirtschaftskammer alles macht und kann. Wir haben zum Beispiel eine extrem gute Rechtsabteilung und sehr tolle Beratungsangebote.

 

Wie würden Sie als Kammerobmann den Bezirk Leoben aus agrarischer Sicht beschreiben?

Es gibt zwei Schwerpunkte. Das ist zum einen die Forstwirtschaft. Sie ist ein ganz wichtiger Einkommenszweig für unsere Bauern. Schließlich ist unser Bezirk zur Hälfte mit Wald bedeckt. Zum anderen ist es die Milchwirtschaft. Wir haben viele und gute Milchviehbetriebe. Wir erleben in unserem Bezirk auch immer mehr die VÖEST mit ihrem Hunger nach Energie und Strom. Durch neue PV-Anlagen fehlen dann solche Flächen für die produzierende Landwirtschaft. Und wir haben in unserer Bezirkshauptstadt alljährlich das Stadt-Land-Fest, bei dem unsere Bäuerinnen und Bauern sowie die Bauernkammer voll mitarbeiten und wo wir auch unsere Botschaften gut an die Konsumenten weitergeben können. Heuer hatten wir bei diesem Fest etwa 6000 Besucher.

 

Landwirtschaftskammerwahl

In knapp drei Monaten findet die Landwirtschaftskammerwahl statt. Wie geht es Ihnen bei der Listenerstellung?

Da sind wir schon beim Abschluss. Was das Alter der Bauernbund-Mandatare betrifft, war unser Bezirk schon bei der letzten Wahl der jüngste Bezirk. Jetzt werden wir eine nochmalige Verjüngung vornehmen und auch den Frauen-Anteil erhöhen. Ich habe mit Helmut Ofner einen guten Stellvertreter und bin auch auf die weiteren Kandidaten sehr stolz.

 

Zur Person

Richard Judmaier (39) wohnt mit seiner Familie am Antoniweg 1, 8793 Trofaiach. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Die Schwerpunkte am Betrieb sind die Milch- und Forstwirtschaft. In der Öffentlichkeit ist Richard Judmaier als Landeskammerrat, BB-Bezirksobmann und Kammerobmann tätig. Kontakt: richard.judmaier@lk-stmk.at

 

[© NL]

 

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