Der frisch gewählte Leibnitzer Bauernbund-Bezirksobmann Christoph Zirngast über agrarische Vielfalt, Herausforderungen und die Wichtigkeit des Zuhörens.
Die Ernte neigt sich dem Ende zu. Wie sieht es mit den Erträgen aus?
Trotz der extremen Dürre im Frühsommer sind wir auf vielen Anbauflächen mit einem blauen Auge davongekommen. Auf den schwereren Böden konnten durchschnittliche Erträge eingefahren werden, jedoch mussten viele Betriebe insbesondere im Bereich des Leibnitzerfeldes, wo überwiegend leichte Böden vorherrschen, Totalausfälle hinnehmen.
Den Bezirk Leibnitz kann man aus agrarischer Sicht als besonders vielfältig beschreiben. Worauf sind Sie in ihrem Bezirk besonders stolz?
Der Bezirk Leibnitz ist seiner Vielfalt unverkennbar. Vom Wein über den Ackerbau, Grünland und Viehwirtschaft sowie der Schweinehaltung bis zum Obst- und Gemüsebau und der breitgefächerten Direktvermarktung tritt der ganze Bezirk landwirtschaftlich in Erscheinung. Besonders stolz bin ich auf die große Innovationskraft unserer jungen Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer und die große Anzahl an ausgezeichneten Betrieben.
Gefahr durch Klimawandel
Wo sehen Sie als Bezirkskammerobmann derzeit die größten Herausforderungen? Worüber wird am meisten diskutiert?
Die Landwirtschaft steht zunehmend unter Druck durch Hitzetage, Trockenperioden, Starkregen, Hagel und ähnliche Wetterextreme. Dazu kommt die Herausforderung, dass unsere Böden durch Erosion und damit einhergehenden Verlust an wertvollem Humus an Qualität verlieren. Daher braucht es dringend klimawandelangepasste Maßnahmen, die in der Praxis umsetzbar sind und für unsere bäuerlichen Betriebe Vorteile bringen. Vorschriften und Rahmenbedingungen, die nur in der Theorie entstehen, sind kontraproduktiv und führen nur weiter zu einem Rückgang unserer Betriebe.
Sie werden in ihrer Funktion oft auch mit persönlichen Anliegen von Bäuerinnen und Bauern konfrontiert. Gibt es da immer die passende Antwort oder Lösung?
Für mich persönlich ist es von großer Wichtigkeit, allen Menschen zuzuhören und jedes Anliegen ernst zu nehmen. Was oft auch dazugehört ist, den Gesprächspartnern ehrlich zu sagen, was geht und was nicht geht. Ehrlichkeit ist für mich wichtig und halte ich in allen meinen Tätigkeiten hoch. Das bedeutet oft auch, dass im ersten Moment die sachliche und ehrliche Aussage nicht gut ankommt, doch Themen klar und deutlich auszusprechen ermöglicht in weiterer Folge umsetzbare Lösungen mit Bestand. In diesem Bereich gehört für mich auch dazu, dass ich mich einer Sache annehme, bis eine Lösung gefunden werden kann oder sich herausstellt, dass dies nicht möglich ist.
Kammerobmann und Bürgermeister
Sie sind nun seit knapp vier Jahren Bürgermeister der Marktgemeinde Großklein. Gibt es bei dieser fordernden Tätigkeit Parallelen zum Amt als Kammerobmann?
Sowohl als Bürgermeister als auch als Kammerobmann ist man in erster Linie Ansprechpartner und Interessenvertreter. In der Gemeinde für alle Bürger und in der Region für alle Bauern. Beide Male geht es darum, die Anliegen ernst zu nehmen, zuzuhören und Lösungen zu finden.
Der Schutz des Eigentums ist eine Kernaufgabe des Bauernbundes. Wie wichtig ist es in der heutigen Zeit, eine starke Bauernvertretung zu haben?
Der Bauernbund ist als Interessenvertretung der unverzichtbare Partner aller Landwirte. Eigentum ist die Grundlage jeglichen bäuerlichen Wirtschaftens. Nur durch den Erhalt von Eigentum ist eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Betriebe möglich. Somit ist der Schutz des Eigentums eine Notwendigkeit, für die der Bauernbund weiterkämpfen muss.
Die Bauernbund-Ortsgruppen leisten eine wichtige Aufgabe vor Ort. Gibt es dabei Leuchtturmprojekte in ihrem Bezirk?
Zahlreiche Ortsgruppen veranstalten verschiedenste Feste im Bezirk. Dabei wird großer Wert auf die Verwendung regionaler, heimischer Produkte und deren Präsentation gelegt. Dadurch wird Landwirtschaft für die Gäste begreifbarer. Die veranstalteten Hoffeste fördern die Wertschätzung gegenüber der bäuerlichen Arbeit und sind Paradebeispiele dafür, wie Herkunftskennzeichnung auch bei Vereinsveranstaltungen funktionieren kann.
Stichwort Strukturwandel. Wie schätzen Sie die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft im Bezirk Leibnitz ein? Gibt es ausreichend Hofnachfolger?
Die Zukunft unsere bäuerlichen Familienbetriebe hängt stark davon ab, ob die Rahmenbedingungen (finanziell, rechtlich und bildungstechnisch) so gestaltet sind, dass junge Menschen weiterhin Lust haben, in die Landwirtschaft einzusteigen, und dass Hofübergaben organisatorisch und familiär gut vorbereitet werden. Nur dann werden wir ausreichend Hofübernehmer haben. Unserer Berater in der Landwirtschaftskammer stehen hier selbstverständlich allen zur Seite.
Sie werden bei der Landwirtschaftskammerwahl im Jänner auf Bezirksebene die Kandidatenliste des Steirischen Bauernbundes anführen. Steht das neue Team schon?
Ja, der Bezirk Leibnitz hat das neue Team bereits fixiert. Gemeinsam mit Daniela Posch, Josef Kaiser und weiteren zahlreichen engagierten Persönlichkeiten werde ich die Kandidatenliste anführen.
Kammerobmann Christoph Zirngast ist nun auch BB-Bezirksobmann von Leibnitz.
Zur Person:
- Dipl.-Ing. Christoph Zirngast (43)
- Verpartnert, eine Tochter
- Burgstall 37, 8452 Großklein
- Universität für Bodenkultur, Schwerpunkt Nutztierwissenschaften
- Mutterkuhhaltung und Fresseraufzucht, Grünland und Ackerbau
- Funktionen: Kammerobmann, Bezirksbauernbundobmann, Obmann der Weidegemeinschaft Remschniggalm und Bürgermeister der Marktgemeinde Großklein
- E-Mail: christoph@christophzirngast.at
- Handynummer: 0664/6025964931