Erntedank im Vulkanland

von Karl Brodschneider

Das Erntedankfest ist tief in unserer Tradition verankert. Die moderne Psychologie zeigt, Dankbarkeit ist in unserer modernen Gesellschaft ein wichtiges „Lebenselixier“. Warum?

 

Dankbarkeit verändert unseren Blickwinkel. „Wenn wir bewusst wahrnehmen, wofür wir dankbar sind, richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf Mangel oder Probleme, sondern auf das, was schon da ist“, weiß der Obmann der Landwirtschaftskammer Südoststeiermark, Franz Uller. Studien unterstützen seine Aussage: Menschen, die Dankbarkeit praktizieren, sind glücklicher und weniger anfällig für Depressionen. Dankbarkeit reduziert Stress, weil sie das Gedankenkarussell der Sorgen durchbricht. Die Dankbarkeit im spirituellen Sinn erinnert aber auch daran, dass der Mensch nicht alles kontrollieren kann, sondern viel geschenkt bekommt – sei es durch Mitmenschen, die Natur oder als „Gottesgeschenk“. Dankbarkeit führt zu Demut. Im Leben ist nicht selbstverständlich. Uller: „Im Erntedank oder im täglichen Gebet ist Dank ein Ausdruck von Vertrauen auf Hoffnung und eine übergeordnete Fügung.“ Und: Sie stärkt die Resilienz, da wir in Krisen eher auch Positives sehen können.

Von oben abhängig

In der Südoststeiermark wird aktuell allerorts Erntedank gefeiert. Die Erträge des Jahrgangs werden eingefahren. LAbg. Franz Fartek, Landwirt in Fehring, zeigt sich demütig, wenn eine gute Ernte eingefahren wird. Denn, so Fartek: „Trotz der aller Technik und modernster Möglichkeiten sind wir letztlich doch von oben abhängig.“ Franz Uller appelliert an seine Standeskollegen: „Zelebrieren wir die Erntedank-Kultur. Sie ist ursächlich mit uns verwoben. Wir sind die Ernährer der Welt.“ Erntedank ist für ihn das Hochamt der Landwirtschaft.

Erntebilanz lokal unterschiedlich

Die Erntebilanz in der Südoststeiermark fällt heuer außerordentlich unterschiedlich aus. Die Distanz von der nördlichen Bezirksgrenze zur slowenischen Grenze im Süden erreicht keine 100 Kilometer und doch könnten die Erträge unterschiedlicher nicht sein. Während im Raabtal die Ernten – etwa beim das Landschaftsbild bestimmenden Mais – durchwegs über dem Schnitt der guten Jahre liegt, muss man im Süden auf leichten, wasserdurchlässigen Böden aufgrund von Hitze und Trockenheit sogar Totalausfälle in Kauf nehmen. Die Anbauflächen für Körnermais waren 2025 um knapp zehn Prozent höher als noch im Vorjahr. Mit fast 14.000 Hektar ist der Mais nach wie vor die bestimmende Ackerpflanze der Region. Er steht 2025 auf deutlich mehr als ein Drittel der südoststeirischen Ackerfläche – gefolgt von Soja mit knapp zehn Prozent.

Der kombinierte Anbau von Mais und Käferbohne steckt hingegen in der Klimakrise. Sie reagiert auf Hitzeperioden sehr empfindlich. Hier verzeichnet die Südoststeiermark 2025 im Vergleich zu 2024 einen Rückgang von über 40 Prozent auf 158 Hektar. 2017 waren es noch 360 Hektar Anbaufläche.

Klimawandel

„Wir sehen, dass der menschengemachte Klimawandel für immer kleinräumigere Wetterkapriolen sorgt. Während es Überschwemmungen an einem Ort gibt, kann es 1000 Meter weiter staubtrocken bleiben“, weiß LAbg. Franz Fartek, der heuer selbst eine hervorragende Kürbisernte eingefahren hat. Insgesamt gibt es landesweit beim Kürbis eine unterdurchschnittliche Ernte. Die Anbauflächen für den Ölkürbis sind deutlich zurückgegangen. Rund zehn Prozent weniger Anbaufläche als noch 2024 sprechen eine klare Sprache. Und: Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt rutschte die Anbaufläche in der Südoststeiermark unter die 2000-Hektar-Marke. Alles in allem zeigt sich, dass sich die Landwirtschaft in einem klima- und strukturbedingen Wandel befindet, der im innovativen Umfeld in vielen Bereichen erfolgreich für neue landwirtschaftliche Ansätze und Ideen genutzt wird (zum Beispiel Sojaveredelung, Spezialkulturenanbau im Acker-, Obst- und Gemüsebau).

Plakatkampagne

„Trotz aller Herausforderungen können wir 2025 im Bezirk eine gute Erntebilanz ziehen“, fasst Franz Uller zusammen. Das Hochamt immer wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, ist Fartek und Uller ein Anliegen. Deshalb wird in den kommenden Wochen eine Plakatkampagne die „vielfältigste Landwirtschaft Österreichs“ ins Bewusstsein rücken.

 

[© STVP/Schmidt]

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