Bäuerin der Woche: Julia Titschenbacher

Jungbäuerin Julia Titschenbacher setzt auf ein qualitätsvolles Angebot am eigenen Campingplatz und betreibt eine Ochsenmast.

von Karl Brodschneider

Rund um den Staatsfeiertag kehrt Leben auf dem Campingplatz am Putterersee ein. „Am 1. Mai kommen schon viele Dauercamper“, erzählt Julia Titschenbacher und stellt sich zusammen mit ihrem Mann Georg auf eine sechsmonatige Saison ein. In dieser Zeit sind beide jeden Tag für ihre Gäste da. „Wir haben 94 Stellplätze, sechs Campinghütten und zwei Ferienwohnungen“, zählt die junge Ennstalerin auf und sagt: „In der Hauptsaison haben wir durchschnittlich 300 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder auf unserem Gelände.“ Ein eigener Steg führt in den Putterersee, dem wärmsten Moor-See in den Alpen. „Im Vorjahr hatten wir sogar 28 Grad Wassertemperatur.“

Camping ist eine Urlaubsform, die oft über Generationen weitergegeben wird. Julia Titschenbacher

Nach dem frühen Tod ihres Vaters stieg die Absolventin der HBLFA Raumberg vor fünf Jahren voll in die Arbeit am Campingplatz und Bauernhof ein. „Camping ist eine Urlaubsform, die oft über Generationen weitergegeben wird“, berichtet die junge Frau. „Bei unseren Gästen findet man alles – vom 20-Euro-Zelt bis hin zum 200.000 Euro-Wohnmobil, vom Dauercamper bis zum durchreisenden Urlauber, der nur für eine Nacht einen Platz sucht.“ Zahlreiche Camping-Urlauber verweilen aber zwei oder drei Wochen. „Viele von ihnen sind Familien mit Kindern“, erzählt Julia Titschenbacher und zählt die Nationalitäten auf: „Vor allem Österreicher, Deutsche, Niederländer.“ Für den kommenden Herbst hat sich bereits eine Gruppe aus Brasilien mit 22 Wohnmobilen angemeldet.

„Unsere Gäste schätzen die ruhige Lage, die Sauberkeit der Sanitär- und Waschanlagen, den Zugang zum See sowie das freundliche Service“, macht die 24-jährige Jungbäuerin Eigenwerbung. Im Pool der steirischen Campingplatzbetreiber weiß sie sich in einem wachsenden Tourismussegment. Die Zahl der Nächtigungen auf steirischen Campingplätzen stieg von 470.000 im Jahr 2020 auf 760.000 im Jahr 2024. Die Nachfrage zeigt weiter nach oben. „Darauf versuchen wir auch mit speziellen Angeboten zu reagieren“, betont Titschenbacher und meint die sogenannten Camping Pods. „Das sind kleine Hütten mit einer Kochnische, einem Bett, Tisch und Sessel, einer kleinen Terrasse und Strom. „Das ist eine Mischung aus Komfort und Camping. Derzeit haben wir vier solcher Hütten.“

Das zweite betriebliche Standbein ist die Ochsenmast. „Alle halben Jahre kaufen wir 15 Kälber mit etwa fünf bis sechs Wochen zu. Die Tiere grasen auf unseren Weiden daheim und eine Partie ist immer auf der Alm. Wir sind Mitglied beim Almo-Verein.“ Julia ist von ihren Rindern begeistert: „Ich mag ihren Charakter und möchte daheim immer Rinder haben.“

Ihr Daheim ist der Kulmerhof in Aigen im Ennstal. Der Betrieb kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. „Als Georg und ich im Jahr 2023 heirateten, bekamen wir von meiner Mutter und meinen Schwiegereltern eine Hofchronik. Die erste namentliche Erwähnung der Besitzer des Kulmerhofes reicht in das Jahr 1413 zurück. Diese Tradition wollen mein Mann und ich weiterführen“, sagt Julia Titschenbacher und hat ein klares Ziel: „Es ist unser Ziel, dass wir im Winter in Verbindung von Tourismus und Landwirtschaft in Vollzeit zuhause arbeiten können.“ Bisher ging die Jungbäuerin im Winterhalbjahr auch einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach und war in den letzten zwei Jahren Rezeptionistin im Natur- und Wellnesshotel Höflehner in Haus.

Zur Person

Julia Titschenbacher (24)

• Hohenberg 2a, 8943 Aigen im Ennstal

• Verheiratet mit Georg

• Ochsenmastbetrieb mit 60 Stück, Mitglied beim Almo-Verein Campingplatz mit 94 Stellplätzen, 6 Campinghütten, 2 Ferienwohnungen

Betrieb: 22 ha LN, 10 ha Almweide, 63 ha Wald

camping-putterersee.at

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben