Wie man sich gesund trällern kann

von NEUES LAND

Singen wirkt sich positiv auf Atmung, Herzschlag, Immunsystem, Psyche – ja auf den gesamten Organismus aus. Das belegt die Forschung.

Wissenschaftliche Studien bestätigen es: Singen ist gesund. Die tiefen Atembewegungen intensivieren die Lungentätigkeit, der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt. „Die inneren Organe werden durch die Atembewegungen und die Vibrationen der Stimme massiert“, sagt Maximilian Moser vom Human Research Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung in Weiz. Er ist auch wissenschaftlicher Beirat des deutschen Vereines Singende Krankenhäuser, einem internationalen Netzwerk zur Förderung des Singens in Gesundheitseinrichtungen.

Beim Singen wirkt sich laut Moser besonders auch die rhythmische Koordination zwischen Atmung und Herzschlag positiv auf den Organismus aus, er arbeitet energiesparender. Der Hirnnerv Vagus, der für Erholung und Regeneration zuständig ist, aber bei Dauerstress ständig unterdrückt wird, wird in seiner Aktivität angeregt. Er hat auch die wichtige Funktion, unbemerkte Entzündungsherde im Körper in Zaum zu halten und zu verhindern, dass diese chronisch werden und sich daraus verschiedene Erkrankungen entwickeln.

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Positiver Gleichklang: Im gemeinsamen Singen liegt eine besondere Kraft. Foto: fotolia.com/Glenda Powers

Beim Singen machen sich zudem Veränderungen im Hormonhaushalt bemerkbar: „Das Kuschel- und Wohlfühlhormon Oxytocin und Serotonin, das als Stimmungsaufheller gilt, wird vermehrt ausgeschüttet“, erklärt Ingrid Huber, die als Singleiterin und Körpertherapeutin arbeitet. „Regelmäßiges Singen hilft als Prophylaxe gegen Depressionen und Erschöpfung.“ Moser verweist auf den Aspekt der sozialen Interaktion: In der gemeinsamen Rhythmik eines Chors synchronisiert sich die Gruppe, das Singen in der Gemeinschaft und die Freude, die damit verbunden ist, tun Organismus und Psyche gut.

Immunabwehr

Forscher haben zudem herausgefunden, dass Singen das Immunsystem stärkt: die Anzahl der Immunglobuline A, die in den Schleimhäuten sitzen und Krankheitserreger bekämpfen, steigt signifikant. Und: „Die vertiefte Atmung hat zur Folge, dass wir eine gute Haltung einnehmen. Manche singen sich Verspannungen, Schulter- und Kopfschmerzen weg“, so Huber.

Singen ohne Leistungsstress ist allerdings die Voraussetzung. Hubers eigene Musikerziehung war geprägt vom Notenlernen, von unzähligen Übungsstunden und Angst vor Fehlern. „Im Üben habe ich aber immer etwas Meditatives, Heilsames gespürt.“ Viel später entdeckte sie die „healing songs“ – einfache Lieder aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Sie werden im Kreis mit anderen oft und lange wiederholt. „Das Denken kommt zur Ruhe, der Körper fühlt sich schwingender an, es entsteht ein Gefühl von Frieden und Zusammengehörigkeit.“

Elke Jauk-Offner

 

Informationen

Freies und heilsames Singen für Körper, Geist und Seele sowie einfache Lieder und Mantren aus verschiedenen Ländern und Kulturen, Stimmtraining, Stimmentfaltung bei:

Robert Sawilla, Edith Sawilla www.einfach-singen.at

Ingrid Huber www.vonherzensingen.at

Netzwerk zum Thema Stimme:

www.stimme.at

Buchtipp:

Peter Grünewald, Maximilian Moser, Wolfgang Gutberlet: Wachsen am Widerstand – Adaptive Resilienz: Leistungsfähig und gesund auch unter Belastung.Hier finden sich unter anderem Übungen zu Körperrhythmen. www.humanresearch.at

 

Stimme erleben

Mit einfachen Übungen kann man mehr über die eigene Stimme erfahren.

  • Rufen Sie zuhause ein „Befreiungs-Hallo“. Probieren Sie aus, wie unterschiedlich dieses „Hallo“ in verschiedenen Räumen klingt.
  • Singen und Hören haben viel miteinander zu tun: singen Sie. Halten Sie sich die Ohren zu und nehmen Sie den Unterschied bewusst wahr.
  • Legen Sie die Hände auf Brustkorb und Hals. Summen Sie vor sich hin. Probieren Sie es mit den Vokalen.

 

Unter der Dusche, im Wald, im Chor, auf der Bühne: Singen tut in jeder Lebenslage gut. Foto: fotolia.com/Rob Byron

 

 

 

 

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