Werden wir zum Lavendel-Land?

von Karl Brodschneider

In seinen Ursprungsländern steckt der wirtschaftlich wichtige Lavendel in der Krise, bei uns könnte die vielseitige Pflanze ganz neue Chancen eröffnen.

 

Lavendel ist eine gleich in doppelter Hinsicht berühmte und begehrte Pflanze: Einerseits sind ihre ätherischen Öle von großer Bedeutung bei verschiedensten Therapieformen und andererseits schätzt man sie wegen ihrer farblichen Pracht, die ganze Regionen prägt und zu touristischen Attraktionen macht.

Dort allerdings ist man mit einer alarmierenden Situation konfrontiert: Mancherorts hat sich aufgrund von Schädlingsbefall die Anbaufläche um rund 50 Prozent reduziert. Man sucht verzweifelt nach Lösungen – aber auch nach neuen Anbaugebieten. Und da kommt plötzlich auf spannenden Umwegen die Steiermark ins Spiel.

Motor ganz konkreter Überlegungen in diese Richtung ist Günther Holzer, der Betreiber eines Hightech-Naturstofflabors im oststeirischen Wenigzell: „Wir haben für den Lavendelanbau ganz tolle klimatische Bedingungen“, frohlockt er. Holzer ist zwar kein Pflanzenbauer, beschäftigt sich aber von Berufs wegen mit diesem Lippenblütler. Er betreibt erst seit wenigen Monaten das genannte Labor und weiß deshalb um die Inhaltsstoffe und Marktfähigkeit verschiedener Pflanzen bestens Bescheid.

Ausprägung

Angela Pfleger (links), Erich Jeitler, Ursula Holzer und Günther Holzer in ihrem Naturstofflabor in Wenigzell. Foto: Harald Klemm

Dabei beeindrucken Günther Holzer die bei Untersuchungen festgestellten Inhaltsstoffe des in der Steiermark angebauten Lavendels ganz besonders: „Unser Lavendel hat eine unglaublich schöne, einmalige Ausprägung des ätherischen Öls“, schwärmt er. Und gerade das hat beim Lavendel eine besonders große Bedeutung. Es dient in der Naturheilkunde beispielsweise bei Atemwegserkrankungen, bei Hautproblemen oder bei Schlafstörungen und wird vor allem in der Parfümindustrie gerne eingesetzt.

Symbiose

Das Naturstofflabor eröffnet der kleinstrukturierten Landwirtschaft im Norden des Bezirkes Hartberg-Fürstenfeld neue Chancen. Hier ist eine Symbiose von hochqualitativer Verfahrenstechnik mit einer liebevoll betriebenen Landwirtschaft möglich. „Bei uns werden Prozesse zur Produktion von hochwertigen Ölen und Fettsäuren für die Pflanzen-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie entwickelt“, berichtet der Oststeirer. „Produkte des täglichen Bedarfs – von Kosmetika über Duschseifen bis hin zu Waschmittel – sind unsere Zielrichtung.“

Dabei setzt man vor allem auf das, was in der Gegend wächst. „Wir haben eine Vielzahl wertvoller Schätze, sozusagen die Vitamine des 21. Jahrhunderts“, betont der Forscher, der selbst eine kleine Landwirtschaft betreibt. Ein Beispiel dafür sei, sagt er, auch der Sanddorn.

Wunderpflanze

Gabriel und Tanja Kroisleitner aus Wenigzell haben vor vier Jahren mit der Kultivierung von Sanddorn-Sträuchern begonnen. Auf einer Seehöhe von 860 Metern wird dieser Strauch auf einer Fläche von zweieinhalb Hektar kultiviert. Er hat einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt, stärkt damit die Abwehrkräfte des Körpers und ist vielseitig verwendbar – ob als Tee, als Nahrungsmittelergänzung oder für die Natur-Kosmetikproduktion.

Chancen

Weitere Pflanzen, denen Holzer für die Gewinnung hochwertiger Öle und Fettsäuren gute Chancen gibt, sind zum Beispiel die Nachtkerze, der Hanf und der Holunder. Beim Holunder ist vor allem der Farbstoff sehr begehrt.

 

Foto oben: fotolia.com/janoka82

 

 

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