„Was wir machen, kommt sehr gut an“

von Karl Brodschneider

Thomas Gschier, der Nachfolger von Herbert Kain und neuer Obmann der Biobauern, über Wettbewerb, Marktchancen und seine Ziele.

NEUES LAND: Herr Gschier, Sie sind am vergangenen Wochenende zum neuen Obmann der steirischen Biobauern und Nachfolger von Herbert Kain gewählt worden. Wenn Sie jemand fragen würde, ob die Biobauern die besseren Bauern sind, was würden Sie darauf sagen?

Thomas Gschier: Wir Bauern stellen nur mehr vier Prozent der Gesamtbevölkerung und haben eine große Verantwortung zu tragen. Wir haben keinen Wettbewerb untereinander zwischen biologisch und konventionell wirtschaftenden Bauern. Ich als Obmann von Bio Ernte Steiermark bevorzuge für mich natürlich Bio. Die Entscheidung, wie man seinen Betrieb führt, hat jeder selbst zu treffen.

NL: Die Zahl der Biobauern in der Steiermark ist aber ständig im Steigen. Gibt es ein Ziel wie viele Biobauern es in zehn Jahren geben soll?

Gschier: Es gibt in der Steiermark jetzt schon über 4000 Bio-Betriebe, die rund 80.000 Hektar bewirtschaften. Die Hälfte davon ist bei unserem Verband. Der Bundesverband hat als Ziel herausgegeben, dass wir im Jahr 2025 bei 30 Prozent Biobetrieben liegen sollen.

NL: Warum sind Biolebensmittel bei den Konsumenten so gefragt?

Gschier: Wir verzichten auf den Einsatz von Handelsdünger und Pflanzenschutzmittel und das Bekenntnis zum Tierwohl hat bei uns eine große Bedeutung. Das sind in der Gesellschaft alles brennende Fragen. Was wir machen, kommt sehr gut an.

NL: Mit welchen Produkten können die Biobauern den Markt derzeit gut bedienen, mit welchen weniger?

Gschier: Natürlich mit Milch und Milchprodukten, weil man hier die Auflagen für eine Umstellung auf biologische Wirtschaftsweise leichter als in anderen Sparten erfüllen kann. Eine Marktsättigung spüren wir schon beim Bio-Geflügel und bei den Eiern. Dagegen merken wir aber eine große Nachfrage zum Beispiel beim Styria Beef, bei Bio-Ochsen, bei Bio-Schafmilch und Bio-Gemüsebau. Bei Schweinefleisch und Bio-Futterprodukten ist ein riesiger Bedarf gegeben.

NL: Der Lebensmittelhandel beginnt auch schon bei den Biolebensmitteln mit Aktionen. Wie stehen Sie dazu?

Gschier: Das ist eine Entwicklung, die ich nicht gerne sehe. Der Wettbewerb mit dem – salopp gesagt – besseren Bio ist bereits im Handel angekommen und äußert sich auch mit eigenen Sonderprogrammen.

NL: Kann man da eigentlich eingreifen?

Gschier: Wenn wir den freien Markt haben wollen, den ich für ein so klein strukturiertes Land wie Österreich sehr kritisch sehe, so müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das die Erscheinungen davon sind.

NL: Der vermehrte Einsatz von Bio-Lebensmitteln in Großküchen ist eine langjährige Forderung von Bio Ernte Steiermark. Geht da etwas weiter?

Gschier: Sehr wohl! In den Ausschreibungen wird das in der Zwischenzeit schon berücksichtigt. Außerdem versuchen wir über unseren Verband, diesbezüglich Bewusstseinsbildung bei Köchen, Köchinnen und Küchenleitern zu machen.

NL: Was ist Ihr Ziel als Obmann von Bio Ernte Steiermark?

Gschier: Wie bereits erwähnt, sind von den 4000 steirischen Biobetrieben nur rund die Hälfte beim Verband. Hier ist es ganz klar mein Ziel, diesen Wert zu steigern. Hier geht es auch um Bewusstseinsbildung, denn jedem muss klar sein, dass nur ein starker Verband die Interessen des Einzelnen vertreten kann.

Zur Person:

  • Thomas Gschier ist verheiratet und Vater von drei Kindern
  • Seit März 2018 Obmann von Bio Ernte Steiermark.
  • Zusammen mit zwei Bauernfamilien führt die Familie Gschier die Kleinmolkerei „Mantscha Müch“
  • Hier werden jährlich 800.000 Kilo Milch verarbeitet

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