Vier Dirndln und ein Säge-Sieg

von NEUES LAND

Vier Schülerinnen haben sich den Staatsmeistertitel der Forstarbeit geholt. Dass Mädchen mit der Motorsäge meist besser umgehen können, als Burschen, ist für Forstlehrer jedoch nichts Neues.

Ich kaufe mir lieber eine Motorsäge, als ein neues Paar Schuhe“, lacht Tessa Österreicher, Schülerin an der Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Grabnerhof in Admont. „Sehe ich Forstwerkzeug, bekomme ich Gänsehaut.“ Es ist die Leidenschaft für die Waldarbeit, die der 18-jährigen Obersteirerin und ihren drei Klassenkolleginnen Stephanie Rust, Margit Hohenbichler und Kathrin Fladenhofer nun den Traum aller heimischen Motorsägen-Artisten im Land verwirklicht hat: Mit einer sensationellen Gesamtleistung krönten sich die Mädchen am vergangenen Wochenende in Kärnten zum Mannschaftsstaatsmeister 2015 der Forstarbeit in der Kategorie der jungen Frauen. „Das war beinharte Trainings- und Konditionsarbeit. Wir haben uns über ein halbes Jahr hinweg vorbereitet, zuletzt auch täglich in unserer Freizeit die richtige Schnitttechnik und Handhabung der Säge trainiert und oft sogar so lange gesägt, bis wir keinen Sprit mehr hatten“, erzählt Tessa, die Sprecherin des Siegerteams.
Geschicklichkeit und Profes-sionalität mussten die Schülerinnen in den Bewerben „Fallkerb“, „Kombi- und Präzisionsschnitt“ sowie beim Kettenwechsel vor einer Jury beweisen, auf die richtige Körperhaltung und Sicherheitsarbeit wurde dabei besonders geachtet. „Das sind Dinge, die uns im Unterricht erklärt wurden. Wir haben gelernt, trainiert und präsentiert“, erzählt Tessa. „Stolz macht es uns aber vor allem, dass wir in der Bewertung besser abgeschnitten haben, als so manche Burschenteams“, schmunzelt die Säge-Siegerin, die sich mit ihrer Sitznachbarin Stephanie auch über Silber und Bronze in der Einzelwertung bei den Frauen freut. Mehr als 4000 Punkte wurden gemeinsam erreicht. Dass Mädchen an der Motorsäge bei Bewerben im wahrsten Sinne des Wortes oft besser abschneiden als Burschen, ist allerdings nichts Neues, erzählt Waldwirtschafts-Lehrer Christian Forstner vom Grabnerhof. Er hat für den haushohen Sieg eine plausible Erklärung: „Burschen müssen zuhause sehr früh zur Motorsäge greifen, lernen daher erst spät den richtigen Umgang und machen in Stresssituationen unbewusst eingelernte Fehler. Mädchen hingegen gehen unbelastet in den Unterricht, hören aufmerksam zu und setzen die Theorie punktgenau in professionelle praktische Arbeit um“, erklärt Forstner, der das Siegerteam bis zuletzt betreut hat.
Dennoch: Auch die Burschenmannschaft mit Albert Jäger, Ernst Lechner, Stefan Pözgutter und Benjamin Sölkner hat sich bei der Meisterschaft tapfer geschlagen. Die zukünftigen Forstfacharbeiter sägten sich bundesweit auf den 13. Platz in der Gesamtwertung der Männer. „Unter den Top 20 im ganzen Land zu sein ist eine Leistung meiner Schüler, auf die ich als Lehrer stolz bin“, sagt Forstner.

Die Sieger-Schule

Die Schülerinnen Kathrin Fladenhofer, Tessa Österreicher, Margit Hohenbichler und Stephanie Rust kommen aus St. Kathrein an der Lamming, Spital am Phyrn und Langenwang. Allesamt besuchen sie derzeit den letzten Jahrgang der Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Grabnerhof in Admont, wo sie in theoretischen und praktischen Unterrichten die Ausbildung zum Forstfacharbeiter machen. An der Fachschule Grabnerhof werden derzeit 140 Schülerinnen und Schüler forstwirtschaftlich ausgebildet. Das Training für die Forst-Olympiade im März hat bereits begonnen.

 

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