Überall geht das Minus um

von NEUES LAND

Die geringste Apfelernte seit zehn Jahren in Europa hat einen gemeinsamen Nenner: Blütenfröste und Dürre durch den Klimawandel. Nun geht’s überall um dringend notwendige Projekte zur Wasserspeicherung!

Schon in den letzten Wochen zeichnete sich ein trauriges Bild von der europäischen Apfelernte dieses Jahres ab. Nun wurde all das in Lleida (Spanien) bei der großen „Prognosfruit“-Konferenz bestätigt, bei der sich jährlich die Vertreter der wichtigsten Produzenten Europas treffen. Der steirische Obstbaudirektor Wolfgang Mazelle kam mit gemischten Gefühlen aus Lleida zurück. Die geringste Apfelernte der letzten zehn Jahre in Europa – sie liegt 21 Prozent unter dem Wert des Vorjahres und 23 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten drei Jahre – sorgt einerseits für einen „vorsichtigen Optimismus“ in Bezug auf die Preisentwicklung, aber andererseits bei Mazelle auch für die bittere Erkenntnis, dass „ein guter Preis nicht viel bringt, wenn man fast nichts an Ware zu bieten hat“.

Bittere Erinnerungen an das heurige Frühjahr in der Steiermark – Frostberegnung sollte retten, was zu retten war.
Foto: Archiv

Österreich steht heuer mit tragischen minus 50 Prozent unter dem Dreijahresschnitt zu Buche und kann sich lediglich damit trösten, dass fast alle großen Produzenten-Länder mehr oder weniger schwer unter die Räder der Wetterkapriolen gekommen sind. Deutschland (minus 47 Prozent) hat es gleich heftig erwischt, die großen Drei in Europa – Polen (minus 27), Italien (minus 25) und Frankreich (minus 10) – beklagen ebenfalls erhebliche Ausfälle und manche kleinere „Apfelländer“ wie Slowenien (minus 88), Belgien (minus 73) und Lettland (minus 46) haben äußerst schmerzhafte Ausfälle.

Das alles aus der Sortenperspektive betrachtet: Stark erwischt hat es zum Beispiel Idared (minus 30), Jonagold (minus 44), und Elstar (minus 31) – den Negativrekord hält der in den Niederlanden verbreitete Boskoop mit minus 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wolfgang Mazelle hat von fast all seinen Kollegen aus den europäischen Produzentenorganisationen immer wieder zwei Erklärungen gehört – „Blütenfröste“ sowie „Dürre im Frühjahr und Sommer“. Es gingen also überall fast die gleichen Katastrophengeschichten um, die alle den Klimawandel als Ursache haben. Dem entsprechend gab’s auch bei der „Prognosfruit“ neben dem Preis auch noch einen zweiten immens wichtigen Themenschwerpunkt bei den Gesprächen – die Wasserspeicherung. Also die Voraussetzung für Beregnung gegen Frost und Trockenheit. Sie wird wohl zum entscheidenden Zukunftsfaktor!

Obstbau-Direktor W. Mazelle.
Foto: Archiv

Mazelle: „Die Märkte sind brutal. Nur, wer es schafft, kontinuierlich und gut zu produzieren, kann seinen Platz halten, wer es nicht schafft, ist blitzartig und vor allem für lange Zeit weg vom Fenster.“ Dem entsprechend gilt derzeit all jenen Ländern besondere Aufmerksamkeit, die groß in die lebensnotwendige Produktionssicherheit investieren. In Spanien und Portugal entstehen, wie Mazelle erzählt, gigantische Bewässerungsprojekte, anderswo auch. Mazelle: „Wir müssen reagieren bevor es zu spät ist und brauchen dringendst echte Erleichterungen beim Zugang zu Wasser!“

Bis dahin können wir uns mit kleinen Freuden am Apfelmarkt trösten. Etwa damit, dass Verarbeitungsobst derzeit Mangelware ist, wie schon lange nicht mehr – was natürlich auch den Preis treibt. Und dass es – so die Einschätzung von Mazelle – möglich sein sollte, zumindest den Inlandsmarkt mit heimischer Ware zu versorgen. Die darf, so ist man sich einig, aber auch nicht zu teuer sein, weil der Kunde sonst auf Konkurrenzprodukte ausweicht.

 

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