Selbstwert mit fallender Tendenz

von NEUES LAND

Die heute präsentierte, große Bäuerinnen-Studie liefert alarmierende Fakten: Das Selbstbewusstsein nimmt stark ab.

Höhepunkt des großen Bundesbäuerinnentages in Alp-bach in Tirol ist heute, Donnerstag,  die mit Spannung erwartete Präsentation der großen Studie zur Situation der Bäuerinnen in Österreich. Die von der Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen in der Landwirtschaftskammer Österreich, dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Auftrag gegebene Untersuchung hat Tradition und Bedeutung, denn sie wird seit 1976 alle zehn Jahre durchgeführt und zeichnet daher stets ein höchst interessantes Bild der Veränderungen. Diesmal ragt eine heraus: Zwei Drittel (66 Prozent) aller österreichischen Bäuerinnen schätzen den gesellschaftlichen Status ihres Berufes als „eher niedrig“ ein – was eine rasante Abnahme gegenüber der ersten Erhebung vor 40 Jahren bedeutet. Damals waren es 40 Prozent, die offensichtlich Probleme mit dem eigenen Selbstbewusstsein artikulierten.

„Ich sehe es jetzt als unsere Aufgabe, den Bäuerinnen noch stärker klarzumachen, dass sie gute und wichtige Arbeit leisten.“
Auguste Maier
Landesbäuerin

Über die Ursachen dieser Selbstwert-Krise rätselt auch Landesbäuerin Gusti Maier: „Dieser hohe Prozentsatz ist uns unerklärlich. Vor allem gibt es viele Hinweise darauf, dass die Bäuerin in der Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert hat. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es sehr oft sie ist, die den Zugang zu den Konsumenten hat“. Maier will rasch auf diese alarmierenden Fakten reagieren und einerseits die Ursachen ergründen („Das alles gehört unbedingt hinterfragt!“) und andererseits eine Informationsoffensive starten: „Ich sehe es jetzt als unsere Aufgabe, den Bäuerinnen noch stärker klarzumachen, dass sie gute und wichtige Arbeit leisten.“ Maier hat viel vor in diesem Zusammenhang: „Wir werden im Land auf und ab fahren und die Frauen motivieren, damit in zehn Jahren dieser Prozentsatz anders ausschaut.“ Wobei in den Studienergebnissen auch ein sehr positiver Ansatz zu finden ist, der auf ein hohes Maß an Zufriedenheit hinweist: 73 Prozent der Bäuerinnen würden – vor eine solche Entscheidung gestellt – ihren Beruf wieder ausüben. Vor zwanzig Jahren wären es mit 67 Prozent doch deutlich weniger gewesen.

Noch ein sehr bemerkenswertes Detail der Studie: Das Bildungsniveau der Bäuerinnen zeigt stark steigende Tendenz. Im Jahr 1996 lag der Anteil jener, die Matura oder einen Universitätsabschluss hatten, bei bescheidenen vier Prozent, 2006 stieg er auf 13 Prozent, nun hält er bereits bei 34 Prozent.

Interessant ist auch die Tatsache, dass die Zahl der Bäuerinnen, die aus der Landwirtschaft kommen, erheblich abnimmt. Es sind nur noch zwei Drittel (67 Prozent), im Jahr 1986 waren es noch 90 Prozent. Gusti Maier sieht das positiv, „weil diese Quereinsteigerinnen meist andere Sichtweisen mitbringen, die man auch zulassen sollte. Schließlich verändert sich die Landwirtschaft ja auch stetig“.

Foto: fotolia.com/tibanna79

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