Schmutzige Geschäfte und große Gier

von NEUES LAND

Der 15. September 2008 ist als Datum der größten Finanzkrise in die Geschichte eingegangen: An diesem Tag musste die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs anmelden. Der Zusammenbruch dieser Bank führte zu einer Beschleunigung der Finanzmarktkrise und versetzte die Märkte rund um den Erdball in einen Schockzustand. Lesen Sie eine Serie von Landesrat Hans Seitinger.

Das internationale Kapital hat sich längst schon eine zweite Welt geschaffen, mit eigenen Regeln, unsichtbar und unzugänglich für die Nicht-Eingeweihten. Der jüngste Skandal um die ‚Panama-Papers‘ zeigt, wie internationale Geldtransfers abseits von Steuerpflichten funktionieren.

Die dramatischen Zahlen zeigen, was mit solchen Korruptionen angerichtet wird: Acht Billionen Euro ist der Schaden, der durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers angerichtet wurde. Damit man sich diesen Betrag besser vorstellen kann, ein kleiner Vergleich: Es sind exakt 1600 Jahresbudgets des Landes Steiermark, oder es müsste jeder Österreicher eine Million Euro aufbringen, um diesen Schaden wieder gut zu machen.

Spekulation

Mit hinterfragungswürdigen Geschäften wird heute gerne Geopolitik gemacht. Der Kampf um die Rohstoffe am Ende des üppigen fossilen Zeitalters beschert uns nicht nur eine weltweite Kaufgier auf Grund und Boden, sondern führt zu enormen Abhängigkeiten und damit zu gigantischen Marktverzerrungen. Am schwersten wird es wie immer die Bevölkerung in der dritten Welt treffen. Wenn dort Millionen von Menschen mehr als 80 Prozent des Familieneinkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, dann ist jede Spekulation und Preistreiberei auf Grund- und Bodenmärkte und damit auch auf Agrarprodukte direkt mit Hungersnot und Völkerwanderung verbunden.

Hauptsache billig

Wenn T-Shirts für zwei Euro, Jeans für zehn Euro oder Computer für weniger als 100 Euro auf europäischen Märkten angeboten werden, braucht man sich nicht mehr zu fragen, welche Arbeitsbedingungen für die Menschen in den jeweiligen Produktionsländern – vorwiegend in Ostasien – herrschen. Weltweit sind es mehr als 160 Millionen Kinder, die zum Teil auch an gefährlichen Orten wie Steinbrüchen oder auf kommerziellen Plantagen ausgebeutet werden, für ‚Blutdiamanten‘ Nachtarbeit leisten oder wie Sklaven gehalten werden. Die Schnäppchenjagd hat daher oft ihre dunkle Schattenseite.

Der gläserne Mensch

Schließlich scheint die Digitalisierung auf dem besten Wege zu sein, unser Innerstes zu erreichen. Daten, wie sie persönlicher nicht sein könnten: Mein Wohlbefinden, mein konkreter Gesundheitszustand, mein Krankheitsbild, meine Finanzen, ja sogar meine Tagesgewohnheiten werden bald auf hunderten von Speicherplätzen zu finden sein. Wie sicher sind nun all diese Daten gespeichert oder anonymisiert? Oder kommt die Zeit der schmutzigsten aller Geschäfte, nämlich der kriminelle Missbrauch dieser Speichereinheiten, um Menschen zu kategorisieren oder gar zu amortisieren. Die Gefahr ist sehr groß, aber es ist auch jeder ein bisschen seines Glückes – oder Unglückes Schmied.

 

Foto: shutterstock.com

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