Rüstzeug gegen Klimakatastrophen

von NEUES LAND

Das Klima hat sich für die Land-, Forst- und Volkswirtschaft zu einer enormen Existenzfrage und Bedrohung entwickelt. Diese Gefahr ist mittlerweile nicht nur auf kleinräumiger, regionaler Ebene gegeben, sondern hat eine globale Dimension angenommen.

Angesichts der Ereignisse des vergangenen Jahrzehnts ist daher großer Handlungsbedarf gegeben, der in verschiedene Richtungen ausstrahlt und dazu bewegt, ein entsprechendes Klimarisikomanagement vorzunehmen. Eine solche Klimaanpassungsstrategie ist dabei nicht nur für den heimischen Wein-, Gemüse- und Obstbau von essentieller, überlebensnotwendiger Bedeutung, sondern auch für den Anbau von Feldfrüchten, Spezialkulturen sowie für die heimische Forstwirtschaft.

Erstmals in Österreich

Die Steiermark wurde in den letzten Jahren besonders hart von Naturkatastrophen getroffen, die in der Landwirtschaft schwere Schäden verursacht haben. Daher braucht es eine konzertierte Vorgehensweise, um Wissenschaft, technologische Entwicklung und auch den Erfahrungsaustausch der Landwirte gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu vereinen. Um keine unüberlegten Schritte in dieser heiklen Frage zu setzen, gab die Landesregierung auf Initiative von Landeshauptmann-Stellvertreter und Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer sowie Agrarlandesrat Johann Seitinger den Auftrag, den „Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft” auszuarbeiten. Damit ist die Steiermark das erste Bundesland Österreichs, das eine solche Initiative startet. Mit der Ausarbeitung des Plans, der zahlreiche Maßnahmen umfasst, wurde die Forschungseinrichtung Joanneum Research beauftragt. Die Leitung des Projekts übernahm Franz Prettenthaler, Leiter des Zentrums LIFE für für Klima, Energie und Gesellschaft bei Joanneum Research.

Agrarlandesrat Seitinger: „Der Klimawandel ist längst kein regionales Phänomen mehr, sondern bedroht die Landwirtschaft auf globaler Ebene. Der ‚Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft‘ liefert den Landwirten ein Instrumentarium mit umfassenden Maßnahmen, um sich in Hinkunft vor Klimakatastrophen und damit existenziellen Bedrohungen zu wehren.”

Schwerpunkt Spätfrost

Im ersten Jahr des Projekts liegt der Fokus auf Spätfrost, der in Zukunft nachhaltig mit zielführenden Methoden bekämpft werden soll. Dürre und andere klimabedingte Extremereignisse sollen als Schwerpunkte in den kommenden Jahren folgen. Für den Bereich Spätfrost wurden zuerst bekannte Maßnahmen analysiert und bewertet sowie Fragestellungen in Hinblick auf zukünftige Weiterentwicklungen generiert.

Die ersten Ergebnisse:

  • Bodenkühlungsmaßnahmen, um den Austrieb der Pflanzen (Weinbau) zu verzögern
  • Testen von Windmaschinen im Rahmen von stationären Versuchen
  • Erhebung von Wasserbedarf und Wasserverfügbarkeit in der Oststeiermark
  • Auswertung von Prognosedaten aus über 400 Messstationen
  • Entwicklung neuer Beheizungsmethoden im Steinobst- und Weinbau

Prettenthaler: „Insgesamt war gleich im ersten halben Jahr das Interesse und die Kooperationsbereitschaft überwältigend. Es liegen bereits 20 Projektideen vor, teilweise auch schon in Erprobung, mit sehr konkreten Ansätzen, wie wir die Kulturen besser schützen können.”

Seitinger: „Wir müssen uns auf vier Kernthemen konzentrieren: klimaangepasste Züchtungen von Pflanzen, technische Maßnahmen (zum Beispiel Frostberegnung), leistbare Versicherungsmodelle und Früherkennungsmethoden im Bereich Meteorologie. Weitere Verbesserungen muss es in Bezug auf Steuerflexibilität bei Naturkatastrophen sowie in der Abstimmung verschiedenster Maßnahmen geben.”

SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz: „In der Frage des Klimawandels gilt es, als Land Steiermark eine Vorreiterrolle zu übernehmen und rechtzeitig Lösungen zu finden, die uns einerseits dabei helfen, mit den Folgen des Klimawandels und den damit verbundenen Naturkatastrophen umzugehen und andererseits darum, unseren Beitrag zu leisten, wenn es um die Reduktion der CO2-Emissionen geht. Deswegen haben wir im Landtag die Steirische Klimastrategie beschlossen, die den Rahmen für unser Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 36 Prozent zu verringern, festlegt. Gleichzeitig schaffen wir mit dem ‚Masterplan Klimarisiko‘ die wissenschaftliche Grundlage für den Handlungsbedarf bei Naturkatastrophen. Am Ende des dreijährigen Prozesses werden wir eine Reihe von Umsetzungsvorschlägen auf dem Tisch haben, die wir genau prüfen werden, um dann bestmögliche Lösungen zu finden. Letztendlich geht es um die Sicherheit für alle Steirerinnen und Steirer und dazu gehört auch ein gesundes Klima!”

Da die Zeit drängt und die nächste Naturkatastrophe nicht lange auf sich warten lassen wird, sei es vor allem wichtig, dass man gut aufeinander abgestimmte Maßnahmen treffe und dazu einen Finanzplan von der EU, Bund und Land aufsetze, betont Seitinger weiters. Hauptziel des Masterplans ist, die landwirtschaftlichen Betriebe in Zukunft von existenziellen Bedrohungen zu befreien und die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln zu gewährleisten.

 

Foto: Joanneum Research

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