Politik muss geeignete Rahmenbedingungen schaffen

von NEUES LAND

160 junge Bauern, so viele wie noch nie, diskutierten am Tag der jungen Landwirtschaft – Agrar-Innovationspreis 2016 vergeben.

Die Bäuerinnen und Bauern aus allen Teilen Österreichs kamen dieser Tage nach Wien und nutzten die Gelegenheit zur Diskussion über alle Facetten der Innovation in der Agrarbranche. Hochkarätig war die Riege der Ehrengäste, die Stefan Kast, Chef der Österreichischen Jungbauernschaft, willkommen heißen konnte. Mit Bundesminister Andrä Rupprechter, Vertretern befreundeter Jugendorganisationen sowie den diesjährigen Referenten Stefan Mayerhofer (Vorstand der Raiffeisen Ware Austria), Christine Hackl (Dipl. Trainerin für Sozialkompetenzen) und Benno Steiner (bayerischer Agrarberater) konnte man das größte Forum für junge Betriebsführer und Hofübernehmer bestmöglich besetzen. „Der Tag der jungen Landwirtschaft ist aus dem Arbeitsjahr der Jungbauern nicht mehr wegzudenken“, so Obmann Kast. „Heuer standen innovative Herangehensweisen im Fokus der Veranstaltung, diese werden in Zukunft noch öfter auf der Tagesordnung stehen.“

Kast: „Wir Bauern müssen enger zusammenrücken!“

Jungbauern-Obmann Stefan Kast gab in seiner Ansprache die Marschroute für die kommenden Monate vor: „Uns Bauern hat schon immer der Zusammenhalt und die gegenseitige Wertschätzung ausgezeichnet.“ Er fordert mehr Solidarität zwischen den einzelnen Branchen ein: „Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern.“ Wobei Kast, angesprochen auf die öffentlichen Mitteln für die Landwirtschaft, klar festhält: „Mir wäre es lieber, wenn wir Bauern auf diese Unterstützung nicht angewiesen wären. Das funktioniert aber nur, wenn der Handel unseren Betriebe faire und gerechte Preise zahlen würde. Wenn der Verkaufspreis für einen Liter Milch im Handel um zehn Cent steigt, der Bauer davon aber nur einen Cent bekommt, dann haben wir einen Fehler im System und gefährden unsere Bauernhöfe.“

RWA-Vorstand Stefan Mayerhofer gab den Teilnehmern einen fundierten Einblick in die Landtechnik der Zukunft. „Es ist schon beeindruckend, dass bereits über 600 Melkroboter in Österreich im Einsatz sind. Dieser Trend wird sich weiter verfestigen. Wir müssen uns rasch darauf einstellen und diese neuen Techniken für eine weitere Produktivitätssteigerung nützen.“

Christine Hackl, dipl. Trainerin für Sozialkompetenzen, überzeugte mit ihren Ausführungen zum Thema „Innovativ auf die Konsumente zugehen“. Sie vermittelte den jungen Bäuerinnen und Bauern klar, wie wichtig etwa der Erstkontakt mit einem potentiellen Konsumenten und wie entscheidend ein gesundes Selbstbewusstsein ist. Unterschiedliche Erfolgstheorien für neue Projekte rundeten ihr Referat ab.

Wie man den eigenen Hof erfolgreich bewirtschaftet und welche Strategien dafür notwendig sind, präsentierte der bayerischer Agrarunternehmensberater Benno Steiner. Sein beeindruckendes Wissen und die umfassende Kenntnis der Branche kamen den Teilnehmern zugute. Steiner zählt zu seinem Kundenkreis die unterschiedlichsten Höfe, angefangen von kleinen und mittleren Viehzuchtbetrieben bis hin zum 40.000-Hektar großen Ackerbaubetrieb in Russland.

Innovationspreise 2016 vergeben

Bei den Finalisten des Innovationspreises, der heuer bereits zum fünften Mal von der Österreichischen Jungbauernschaft ausgeschrieben wurde, stieg im Anschluss der Adrenalinpegel. Stefan Kast erklärte die Innovationskraft junger Betriebsübernehmerinnen und –übernehmer als „ganz zentralen Schlüssel für die Zukunft“: „Wir wollen mit diesem Preis die agrarischen Leuchtturmprojekte in Österreich auszeichnen.“

Nicht verwunderlich waren die vielen Einreichungen und Bewerbungen, winkten als Gewinn doch jeweils Sachpreise im Gesamtwert von 10.000 Euro, die vom Lagerhaus als Hauptsponsor zur Verfügung gestellt wurden. „Die Landwirtschaft braucht junge dynamische Menschen, die mit neuen Ideen voran gehen. Wir unterstützen den Innovationspreis, da es uns ein großes Anliegen ist, diese Ideen zu würdigen und gleichzeitig nahe an den Trends von morgen zu sein. Denn nur wenn wir wissen, welchen Weg die jungen Bäuerinnen und Bauern gehen, können wir uns darauf einstellen und diese bestmöglich unterstützen, so Stefan Mayerhofer, Vorstand der Raiffeisen Ware Austria.

Sehen lassen konnte sich auch wieder die Palette der 24 eingereichten Ideen zur bäuerlichen Betriebsführung. Quer durch die modern interpretierten Klassiker Pflanzen-, Wein- und Gemüseanbau sowie Viehzucht gingen die Bewerbungen. Auch innovative Ansätze im zuletzt boomenden Segment „Aquakultur“ durften natürlich nicht fehlen.

1.Platz:

Die beiden 32-jährigen Oberösterreicher Reinhard Födermayr und Georg Landerl sicherten sich den Sieg beim heurigen Innovationspreis. Mit ihrem technisch hoch anspruchsvollen Projekt „Mexen der Vaterlinien im Saatmais“ haben sie es geschafft, die Vaterlinien der Saatmaisflächen von insgesamt 12 Betrieben nutzbar zu machen. Diese würden sonst zerkleinert und ungenützt am Feld verbleiben, da das Saatgut sonst verunreinigt werden würde. In aufwendiger Arbeit ist es ihnen somit gelungen, den gesamtem Mais zu nutzen. Mit diesem System werden derzeit 210 Hektar Saatmais bearbeitet, 4300m³ Mais werden somit jährlich einer Verwendung zugeführt. Der dabei angewendete Innovationsgeist verschaffte ihnen den hochverdienten Finalsieg.

2. Platz:

In eine Nische stößt ein 27-jähriger Burgenländer vor. Der Zweitplatzierte Dominik Berger vermarktet unter der Marke „Seewinkler Biosafran“ ein hochwertiges Produkt an Top-Restaurants in seiner Region. Begonnen im Jahr 2011, baut er dieses edle Gewürz mittlerweile auf 3000m² an. In Zukunft möchte er den Betriebszweig auf 100.000 Stück pro Jahr erweitern. Die steigende Nachfrage und der Fokus auf regionale Vermarktung runden dieses gelungene Projekt ab.

 3.Platz:

Über eine Filmreportage stieß der gelernte Konstrukteur Daniel Flock auf die eher bedenkliche Züchtung von Garnelen in ausländischen Gewässern. Diese Umstände weckten den Innovationgeist in ihm und schon machte er sich an die Arbeit, mit dem Ziel, die erste Garnelenfarm Österreichs zu gründen und dort, ohne jeglichen Zusatz von Medikamenten und Antiobiotika, nachhaltig und ökologisch Garnelen zu produzieren. In einer Kreislaufanlage mit 20.000 Litern Wasser kann er 5000 Postlarven gleichzeitig mit bestem Futter zu essfertigen „Tiroler Alpengarnelen“ züchten. Die Jury prämierte diese innovative Idee mit dem 3. Platz.

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben