Österreichern werden massig illegale Käfigeier untergejubelt

von NEUES LAND

Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: Konsumenten werden bei Fertig- und Halbfertigprodukten mit Eiern als Zutaten bei Herkunft und Haltungsform völlig im Ungewissen gelassen. Dass es auch anders geht, zeigen das österreichische Bundesheer und das Fünf-Sterne Hotel „Der Steirerhof“ in Bad Waltersdorf.

84 Prozent der Österreicher erwarten sich, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Ei wie Nudeln, Kuchen, Backerbsen, Fertigsuppen oder Kaiserschmarrn Herkunft und Haltungsform auf der Verpackung stehen (Marketagent.com/2014). „Die Realität schaut anders aus – die Lebensmittelindustrie lässt die Konsumenten völlig im Ungewissen. Selbst bei Halbfertigprodukten, bei denen nachweislich heimische Eier drinnen sind, sind weder die österreichische Herkunft noch die Haltungsform angeführt“, führt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher enttäuscht ins Treffen. Der Einkaufstest der Landwirtschaftskammer fördert 2017 das bisher schlechteste Ergebnis zutage: Mit Kuchen, Keksen, Backerbsen, Fertigsuppen oder Kaiserschmarrn wird Großteils auch Tierleid mitgegessen. Top ist die Kennzeichnung jedoch bei den Schaleneiern: Schon am Bauernhof kommt ein Stempel mit der nachvollziehbaren Herkunft und der Haltungsform auf das Ei. Allerdings: Nur 35 Prozent des Gesamtverbrauchs an Eiern kaufen Herr und Frau Österreicher als Schaleneier, den Löwenanteil verarbeitet die Lebensmittelindustrie oder geht in die Gastronomie, Großküchen und Hotellerie.

Voraussetzungen für durchgehende Kennzeichnung vorhanden

„Bei Frischeiern und Ostereiern ist die heimische Herkunft leicht erkennbar. Bei Lebensmitteln mit Ei als Zutat werden die Konsumenten oft hinsichtlich Haltungsform und Herkunft im Ungewissen gelassen“, so Landwirtschaftskammer Präsident Franz Titschenbacher (2.v.l) und der Obmann der heimischen Geflügelbauern Marc-Anton Uitz. Das Österreichische Bundesheer (Oberst Christian Fiedler, l.) und das Fünf-Sterne-Hotel „Der Steirerhof“ (Küchenchef Johann Pabst, r.) zeigen vor, dass es auch anders geht. Fotos: LK/Musch

„Um den Konsumenten ein gutes Gewissen beim Kauf von Halbfertig- und Fertigprodukten mit Eiern als Zutaten zu ermöglichen, ist eine verpflichtende Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsform der Eier in diesen Lebensmitteln entscheidend“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher, der auch eine freiwillige Kennzeichnung von Eiern auf den Speisekarten von Großküchen, Gastronomie und Hotellerie verlangt. Die Landwirtschaft hat dazu alle Voraussetzungen geschaffen: Die Eier werden am Bauernhof nach Herkunft und Haltungsform gekennzeichnet. Die Eierdatenbank ist eingerichtet, die die Warenströme vom Bauernhof, über den Handel sowie der verarbeiteten Lebensmittelindustrie freiwillig abbildet. Bisher zeigt sich, dass lediglich die Landwirte ihre Warenströme einspeisen. „Die Kennzeichnung darf sich nicht nur auf die Bauern beschränken, zumal sie ansonsten ihr Ziel verfehlt“, betont Titschenbacher und fordert die Lebensmittelindustrie und den Eierhandel auf, ihre Warenströme transparent in die Eierdatenbank einzugeben. Täglich importiert Österreich rund 700.000 Eier, die überwiegend aus illegalen Tierleid-Käfighaltungen der Ukraine, aus Sinagpur, Indien, Nord- und Südamerika stammen. Jährlich sind es 253 Millionen Eier.

Heimische Legehennen werden gentechnikfrei gefüttert

„Nach den wirtschaftlich sehr schlechten Jahren 2014 und 2015 hat sich die Einkommenssituation der heimischen Legehennenhalter im Jahr 2016 erfreulicherweise etwas entspannt“, sagt Marc-Anton Uitz, Obmann der steirischen Geflügelhalter und unterstreicht: „Um erforderliche Investitionen zu tätigen, ist eine weitere Verbesserung notwendig.“ Konkret bleiben einem Legehennenhalter, der sein Geflügel selbstverständlich mit gentechnikfreiem Soja füttert, für ein Ei nur 0,37 Cent brutto, das sind für 1.000 verkaufte Eier 3,70 Euro brutto, wovon noch Sozialversicherung, Steuern und Löhne abzuziehen sind. Das Jahresbrutto-Einkommen eines Legehennenhalters mit 10.000 Hühnern beträgt somit 11.933 Euro, wovon noch Steuern, Sozialversicherung und Löhnen bezahlt werden müssen. Im vergangenen Jahr konnten die österreichischen Legehennenproduzenten ihren Marktanteil im Bundesgebiet um 3,6 Prozent auf 87,64 Prozent steigern.

Österreichisches Bundesheer setzt auf heimische Eier

Die Zentralküche Graz des Militärkommandos Steiermark produziert im Monat 47.000 bis 50.000 Portionen Mittagessen. „Dabei werden monatlich rund 3000 Eier bester Qualität aus einem steirischen Eierproduktionsbetrieb aus Großwilfersdorf in der Oststeiermark verarbeitet beziehungsweise zum Frühstück angeboten“, unterstreicht Oberst Christian Fiedler vom Österreichischen Bundesheer. Für die Verpflegung der Soldatinnen und Soldaten werden schon jetzt zu 72 Prozent regionale Lebensmittel nach dem Bestbieterprinzip angekauft. Beispielsweise werden monatlich auch 450 Liter Steirisches Kürbiskernöl verwendet. Unter dem Motto „Unser Heer isst regional“ haben der Landwirtschaftsminister und der Verteidigungsminister vereinbart, diesen Anteil weiter zu steigern. Die Küchen des Bundesheeres produzieren österreichweit 21.500 Tagesportionen für die Soldatinnen und Soldaten. Pro Jahr werden dafür unter anderem 3,4 Millionen Semmeln und 450 Tonnen Fleisch verbraucht. Insgesamt versorgen 57 Lieferanten das Bundesheer mit Lebensmitteln.

„Der Steirerhof“

„Regionalität geht vor Bio“, unterstreicht Johann Pabst, Küchenchef im Fünf-Sterne-Hotel „Steirerhof“ in Bad Waltersdorf, der seit 1992 die jährlich benötigten 250.000 Eier von einem drei Minuten entfernten Legehennenbetrieb bezieht. Flüssigeier aus dem Tetrapack sind für den Steirerhof kein Thema. Für Pabst und den Eigentümer des Steirerhofs steht fest: „Der Tourismus braucht die Landwirtschaft und die Landwirtschaft braucht den Tourismus. Denn ohne die von den Bäuerinnen und Bauern gepflegte Landschaft bleiben auch die Gäste aus.“ Mit seinen Gästen unternimmt Pabst auch Radausflüge zum Produzenten, damit sie hinter die Kulissen des Hofes blicken können. Pabst: „So entsteht Wertschätzung für die landwirtschaftliche Produktion.“

Fotos: LK/Musch

 

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