Hast du Töne?

von NEUES LAND

Der Gebrauch der Stimme zählt wohl zu den ältesten musikalischen Ausdrucksformen des Menschen. Eine Historie des Singens.

Wenn man zu den Anfängen des Singens zurückblickt, dann stellt sich eine Frage unausweichlich. Und diese lässt sich laut Experten auch nicht eindeutig klären, nämlich: „Was war zuerst: Gesang oder Sprache?“ Ganz und gar einig sind sich jedoch alle, die sich mit dem Singen befassen darüber, dass es wohl seit Beginn der Menschheit, existiert, sozusagen eine Ur-Ausdrucksform ist. Bereits in der Antike wurden Theorien über die Entstehung gesungener und gesprochener Laute des Menschen aufgestellt. Auch der griechische Philosoph Platon hatte dazu seine These: Er war der Meinung, dass es Gefühle wie Aggression oder das Bedürfnis nach sozialer Harmonie war, die den Menschen zum Singen bringen.

Heute existiert Gesang in vielen verschiedenen Formen und Ausprägungen. „Singen ist nicht gleich singen“, erklären Eva-Maria Hois, Musikwissenschaftlerin im Steirischen Volksliedwerk und Zuzana Ronck, Stellvertretende Obfrau des Steirischen Chorverbandes und am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium in Graz für Chorerziehung zuständig, unisono. Und so haben sich unterschiedliche Richtungen entwickelt, mit ihrer ganz eigenen Geschichte, die auch wiederum von Land zu Land und Kultur zu Kultur unterschiedlich ausfallen kann. In unserer, so berichtet Hois: „beginnt es vereinsmäßig um die Mitte des 19. Jahrhunderts, aus der Männerchorbewegung, nach der Revolution.“ Über das gesellige Singen gebe es kaum Aufzeichnungen, darum ließe sich dieses auch so schwer festmachen, meint die Musikwissenschaftlerin.

In die Wiege gelegt

Zuzana Ronck, deren Liebe zur Musik bereits in der Kindheit entbrannt ist, sieht auch dort die Wurzeln: „Dem Menschen ist das Singen in die Wiege gelegt. Der Schrei des Babys entspricht dem Kammerton a. Traditionen werden so weitergegeben und innere, emotionale Zuneigung zum Ausdruck gebracht. Intensivste Bindung entsteht durch Gesang“, zählt Ronck nur einige Aspekte auf und betont den entscheidenden: „Denn anders als bei anderen Musikinstrumenten ist beim Singen der Körper das Instrument.“ 07-Fotolia_57709820_Subscription_Monthly_XL

Früheste Formen des Gesanges sind Vokalmusik. Zur einstimmigen unbegleiteten, geistlichen Variante, die uns heute ein Begriff ist, zählt der „Gregorianische Choral“ – das gesungene Wort Gottes. Natur, Religion, das Miteinander und die Liebe sind auch Kernmotive, die stets eine zentrale Rolle spielten. Das Minnelied und dessen Sänger (siehe r.) sind ein bekanntes Beispiel dafür. Jodeln, das sich gerade wieder großer Popularität erfreut, wie man im Steirischen Volksliedwerk bemerkt, wird ebenfalls zu den archaischen Formen des Gesanges gezählt.

Mit der Entwicklung des Menschen, seines Umfeldes, mit der politischen und wirtschaftlichen Situation hat sich auch der Gesang mitentwickelt und ist so immer Ausdruck seiner Zeit.

Michaela Krainz

 

Minnesänger: Verehrung der „hohen Dame“

Unter Minnesang versteht man gesungene Liebeslyrik. Die Minne ist dabei die Verehrung einer meist gesellschaftlich hochgestellten Dame. Ein bekannter Vertreter dieser Gattung ist Walther von der Vogelweide (Bild). Aber auch die Steiermark hat bedeutende Persönlichkeiten zu bieten, wie etwa: Herrand von Wildon (1245 bis 1278) und Ulrich von Liechtenstein (1200 bis 1275). Nach ihnen sind die Musikschulen in Wildon und Judenburg benannt. Weiters Hugo von Montfort, der einen umfangreichen lyrisch-didaktischen Schatz hinterließ und Rudolf II. von Stadeck (1230 bis 1262), vom dem drei Lieder in der „Manessischen Liederhandschrift“ überliefert sind.

 

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