„Fleischweihe“ – ein kirchlicher Hit

von NEUES LAND

Schon seit Jahrhunderten gibt es die Segnungen der Osterspeisen. In der Steiermark nehmen rund 250.000 Menschen daran teil.

Was heute volkstümlich „Fleischweihe“ genannt wird, kann bis ins siebente Jahrhundert zurückverfolgt werden. Die Segnung der Osterspeisen – wie sie offiziell genannt wird – soll auch heute noch, heißt es in einer Aussendung der Diözese, der fröhliche Abschluss der Fastenzeit sein, an die Mähler erinnern, die Jesus mit den Menschen hielt, zum Lob Gottes ermuntern, aber auch Gemeinschaft und Gastfreundschaft fördern. Wobei es mit dem traditionsreichen Begriff „Fleischweihe“ ein nicht unerhebliches Problem gibt, denn geweiht können in der katholischen Kirche nur Menschen und Kirchen werden. Aber der Volksmund hat sich in diesem Fall ganz einfach durchgesetzt.

Die „Fleischweihe“ gehört in vielen Orten Österreichs zu den bestbesuchten Gottesdiensten im Jahreslauf. In der Steiermark nehmen daran, so sagt man von Seiten der Diözese, jährlich rund 250.000 Menschen teil.

Traditionsreich

Am Karsamstag versammeln sich für die „Fleischweihe“ gläubige Kirchgänger aber auch viele der Kirche eher fernstehende Menschen zwischen 8.00 und 17.00 Uhr bei Kapellen, Wegkreuzen und in den Kirchen, um bei diesem so traditionsreichen Ereignis dabei zu sein, das nicht selten aufgrund des so großen Zuspruches als „Achtes Sakrament“ bezeichnet wird. Den Segen bekommen Osterbrot (süßes Weißbrot, in manchen Gegenden in Form eines Kipfels), Schinken, Ostereier, Salz, Kren, Kräuter und manches mehr.

Ursprünglich fand die Segnung während oder nach der Ostervigil statt, die bis zum Jahr 1951 am Samstag frühmorgens gefeiert wurde. Durch eine von Papst Pius XII. durchgeführte Reform wurde diese aber wieder auf ihre ursprüngliche Zeit in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag verlegt. Anders als die Osterprozession und die Auferstehungsfeier, hielt sich die „Fleischweihe“ auch nach der Reform. Es gelang den offiziellen Stellen nicht, sie zu verlegen – sie hatte ein zu festes Bedeutungsfundament.

Die Theologin Elisabeth Spitaler machte vor einigen Jahren für ihre Diplomarbeit eine Befragung zum Thema „Fleischweihe“ in steirischen Pfarren. Dabei erklärten 62,5 Prozent der Befragten, dass es für sie einen Unterschied zwischen gesegneten und nichtgesegneten Speisen gebe. 24 Prozent meinten, dass sich durch den Segen vor allem die Haltung der Essenden verändert. Die Atmosphäre bei der Mahlzeit sei geprägt von Freude und Dankbarkeit.

Die Umfrage dokumentierte außerdem, dass sich 68 Prozent der Befragten Ostern ohne „Fleischweihe“ nicht vorstellen können. 53 Prozent der Befragten beschrieben sie als „wichtig“, 31 Prozent sogar als „sehr wichtig“.

 

Foto: Gerd Neuhold

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