“Extreme Verunsicherung”

von NEUES LAND

 

Rupert Göls, Obmann der Erwerbsobstbauern, im NEUES-LAND-Interview über die Folgen der Steirerfrucht-Insolvenz, Zukunftspläne und Geschlossenheit.

NEUES LAND: Wie schätzen Sie die Lage nach der Insolvenz der Steirerfrucht und ihres Tochterunternehmens Apfel-Land Fruchtlogistik ein?

Rupert Gsöls, Obmann der Erwerbsobstbauern: Wir haben noch keinen ganz genauen Überblick über die Situation, bemühen uns aber natürlich, ihn so rasch wie möglich zu bekommen. Für uns ist derzeit aber vor allem die Aufrechterhaltung des Tagesgeschäftes von entscheidender Bedeutung. Und das scheint vorerst gesichert zu sein.

 

NL: Sehen Sie durch die Insolvenz ein wirtschaftliches Risiko für die betroffenen Apfelbauern?

Gsöls: Derzeit nicht, denn die eingelagerte Ware gehört der OPST (Obst Partner Steiermark) und nicht der Steirerfrucht. Schäden durch Geschäftsentgang sind allerdings möglich.

 

NL: Was ist für Sie ein vorrangiges Ziel in dieser Situation?

Gsöls: Kurzfristig, dass der Betrieb weiterlaufen kann und dass wir bei den Kunden im Geschäft bleiben. Längerfristig gilt es zu schauen, dass wir die Lagerung und Vermarktung der Äpfel in die Hände der Bauernschaft bekommen. Wir hoffen sehr, dass es diesbezüglich auch das notwendige Verständnis von Seiten der Steirerfrucht-Eigentümer, der Raiffeisenlandesbank, gibt. Wobei uns klar ist, dass es in Zukunft schlankere Strukturen geben wird müssen.

 

NL: Nach der Preiskatastrophe jetzt auch noch das. Wie ist die Stimmung?

Gsöls: Es gibt extreme Verunsicherung. Viele denken intensiv darüber nach, ob und wie sie weitermachen sollen. Für manche ist Bio ein Thema, weil es in diesem Bereich doch eine erheblich größere Preisstabilität gibt. Andere überlegen – auch wegen des rückläufigen Apfelkonsums – einen Umstieg auf andere Fruchtsorten. Speziell die Beeren sind da ein Thema.

 

NL: Wie sehen Sie einen solchen Wechsel?

Gsöls: Man darf nicht außer Acht lassen, dass ein derartiger Umstieg eine große Herausforderung darstellt und viel Zeit braucht – nämlich fünf bis sechs Jahre. Und keiner weiß, wie die Märkte dann aussehen.

 

NL: Ihre Prognose für das Apfel-Jahr 2016?

Gsöls: Ich befürchte, dass es uns auch heuer nicht gelingen wird, kostendeckend zu produzieren. Die Rahmenbedingungen sind einfach nach wie vor sehr, sehr schwierig.

 

NL: Gibt’s Hoffnungsschimmer?

Gsöls: Die beruhen leider immer auf dem Pech der Anderen – wenn es irgendwo größere Ernteausfälle gibt.

 

NL: Haben Sie eine besonders wichtige Botschaft an die Bäuerinnen und Bauern?

Gsöls: Ja – wir brauchen jetzt nichts so dringend wie Geschlossenheit in unseren Reihen. Aber die Tendenz geht leider in die andere Richtung.

Bernd Chibici

 

Foto: KK

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