Erfolge mit Fleiß und Herz

von Karl Brodschneider

Drei Bäuerinnen setzen in ihrer Rolle als Bauernbundobfrau starke Zeichen und geben interessante Einblicke in ihre Ortsgruppen.

Das Inkasso und den Kalenderverkauf hat Maria Fink bereits abgeschlossen. „Es ging alles sehr gut“, berichtet die 54-jährige Bauernbundobfrau von Sebersdorf und bemerkt: „Ich hatte auch mit der Mitgliedsbeitragserhöhung keine Probleme.“ Eine Begegnung beschäftigt sie noch heute: „Am vorletzten Tag im alten Jahr besuchte ich unser Mitglied Franz Pöltl. Er ist schon seit dem Jahr 1946 beim Bauernbund und fragte mich, ob ich ein wenig Zeit für ihn hätte. Ich setzte mich nieder, plauderte sicher eine halbe Stunde lang mit ihm.“ Wenige Tage später ist Franz Pöltl gestorben, erfroren im Freien aufgefunden worden. Auch Claudia Lederer, Obfrau der Bauernbundortsgruppe Ebersdorf, meldet den Abschluss beim Mitgliedsbeitrag-Kassieren. „Alle haben bezahlt. Bei dem einen geht es schnell, bei dem anderen muss man sich hinsetzen und zuhören.“

Zusammen mit Adelheid Glaser aus Stubenberg am See bilden Maria Fink und Claudia Lederer im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld das Obfrauen-Trio. Unter den steirischen Bauernbundobleuten sind sie noch wie bunte Farbtupfer, denn nur 25 der knapp 500 Bauernbundortsgruppen werden von Frauen geführt. Dass sie diese Funktion mit Überzeugung und Freude ausüben, stellen alle drei sofort klar. „Ich möchte aufzeigen, was wir Bäuerinnen und Bauern alles machen“, sagt Lederer. „Mir ist vor allem wichtig, das Gute in den Vordergrund zu stellen und nicht zu jammern.“ Sie gibt allerdings schon zu, dass sie diesbezüglich mit ihren Berufskollegen oft lange Diskussionen führen muss. „Aber ich bin eine, die positiv denkt!“ Lederer ist erst seit zwei Monaten in der Funktion der Bauernbundobfrau. In dieser Zeit ist es ihr gelungen, ein junges Vorstandsteam zu finden und in den Bauernbund neuen Schwung hinzubringen. „Wir wollen heuer wieder einen Bauernbundausflug machen und werden im Juni einen Radwandertag veranstalten.“

In Sebersdorf wird es heuer wieder eine vom Bauernbund veranstaltete Sonnwendfeier geben. Das ist für Obfrau Fink schon fix. Sie liebäugelt auch mit einer großen Mitgliederehrung, möchte das aber zuerst mit dem Vorstand besprechen. Und in Stubenberg am See veranstaltet der Bauernbund am 21. Jänner wieder seinen beliebten Bauernball. Auch einen Frühschoppen und einen Bauernbundausflug hat Adelheid Glaser auf ihrer Veranstaltungsliste. Dass sie vor über zehn Jahren die erste Frau an der Spitze einer Bauernbundortsgruppe im Bezirk Hartberg geworden ist, hat viel mit dem guten Zureden ihres Vorgängers und der Unterstützung der Bezirksverantwortlichen zu tun gehabt. Glaser bereut ihre Entscheidung nicht: „Ich habe klasse Leute hinter mir und nenne meine männlichen Vorstandskollegen ganz einfach ,Jungs‘, weil sie alle fast jünger sind als ich.“ Dass sie irgendwelche Probleme damit hätten, weil sie Frauen und eben keine Männer sind, verneinen alle drei. „Wenn man davon überzeugt ist, was man macht, ist das egal“, sagt Lederer. „Aber natürlich soll man für eine solche Funktion ein gewisses Auftreten haben, zugänglich sein und gerne mit Menschen reden wollen.“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Simone Schmiedtbauer aus Hitzendorf, Graz-Umgebung. Sie ist die einzige Bezirksbauernbundobfrau in der Steiermark. „Vielleicht tut man sich als Frau anfangs mit älteren Mitgliedern schwerer, aber es liegt an uns, diese mit Fleiß und Freude an der Arbeit zu überzeugen.“

Bauernbundobfrauen

Maria Fink

Die 54-jährige Bäuerin aus Neustift ist seit zwei Jahren Obfrau der Bauernbundortsgruppe Sebersdorf. Zusammen mit ihrem Ehemann führt sie im Vollerwerb einen Schweinemast- und Ackerbaubetrieb mit den Schwerpunkten Mais, Getreide und Saatgutvermehrung. Sie ist Mutter von vier Kindern und muss seit 34 Jahren viel Kraft für die Pflege von Angehörigen aufbringen. Sie ist seit 26 Jahren Bauernbundmitglied, wirkt im Pfarrleben (Pfarrgemeinderat, Lektor, Kommunionspender) mit und ist eine große Förderin des Dorflebens.

Claudia Lederer

Die 39-jährige Mutter von drei Kindern führt zusammen mit ihrem Mann im Vollerwerb einen Biobetrieb (Schafe, Masthühner, Direktvermarktung). Sie macht Kurse in der Schafwollverarbeitung, ist Kräuterpädagogin und Gemeinderätin. Im November 2016 wurde sie zur Bauernbundobfrau von Ebersdorf gewählt.

Adelheid Glaser

Vor zehn Jahren wurde Adelheid Glaser aus Stubenberg am See zur Bauernbundobfrau gewählt. Sie hat zwei Töchter und einen Sohn und ist schon in Pension. Der landwirtschaftliche Betrieb vulgo Mirtl am Buchberg ist verpachtet.

 

Foto: Flucher

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