Eier – Bauern wehren sich

von NEUES LAND

Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein: Bevölkerung soll Klarheit bekommen, woher die verwendeten Eier in Kuchen, Keksen, Nudeln, Fertigsuppen und Co kommen und wie die Legehennen gehalten werden.

Verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Ei-Anteil ist unumgänglich. Eier sollen unbürokratisch nach Schweizer Vorbild in Großküchen und Kantinen von öffentlichen Verwaltungsgebäuden, Schulen; Internaten, Kasernen, Spitälern sowie Pflege- und Altersheimen gekennzeichnet werden.

 

Täglich kommen rund 900.000 illegale Käfig-Eier nach Österreich. Obwohl die Steiermark und Österreich bei der alternativen Legehennen-Haltung die großen Vorreiter sind und selbst in der EU die Käfighaltung seit 2012 verboten ist, kommen täglich fast 900.000 illegale Käfig-Eier  nach Österreich. Jährlich werden somit rund 327 Millionen illegale Käfig-Eier vorwiegend aus EU-Ländern, aber auch aus Drittstaaten wie der Ukraine, Indien, Ostasien wie Singapur oder China sowie aus Nord- und Südamerika zu Billigstpreisen importiert. „Diese hohen Importzahlen sind in Bezug auf den Tierschutz und auch hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Eier-Bauern äußerst problematisch“, kritisiert Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein in aller Schärfe. Denn diesen ausländischen Billigstimporten (Schaleneier, Eipulver, Flüssig-Eier) haftet Tierleid an, das sich in Halbfertig- und Fertigprodukten wie Kuchen, Backwaren, Nudeln, Osterpinzen, Keksen, Naschereien oder Fertigsuppen findet. Und: Die heimischen Bauern können wegen der hohen Qualitätsstandards – Boden-, Freiland- oder Biohaltung, gentechnikfreie Fütterung, kein Schnabelkürzen –  verständlicherweise nicht so billig anbieten.

Öffentliche Kredite für Drittstaaten an Tierwohlkriterien binden! Internationale Finanzinstitutionen (IFIs), bei denen die EU-Staaten Mitglieder sind, wie die International Finance Corporation (IFC) als Teil der Weltbankgruppe oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) haben in der Vergangenheit Megafarmen etwa in der Ukraine oder China, Kredite in dreistelliger Millionenhöhe gewährt, ohne auf Tierwohlkriterien zu achten. Beispiele: So hat das Unternehmen Avangardco Investments/Deutschland als größter Eierproduzent Europas in der Ukraine Käfiganlagen für 11,2 Millionen Legehennen und fünf Millionen Elterntiere und Junghennen errichtet. Die Bürgschaften übernahmen Deutschland (26,4 Millionen Euro), Italien (22 Millionen Euro) sowie die Niederlande (14,3 Millionen Euro). Oder: Die Firma MHP (Myronivsky Hliboproduct), die größter Hühnerfleischproduzent Europas werden will, erhielt von IFIs seit 2003 mehr als 770 Millionen US-Dollar für seine Hühnermastanlagen in der Ukraine. Dazu Vizepräsidentin Maria Pein: „Diese schmutzigen Kredite gehören abgestellt. Wir verlangen, dass die EU handelt und Investitionskredite für Drittstaaten auch an die hohen europäischen Tierschutzstandards bindet“.

Pein: Österreich und EU soll Hausaufgaben machen – Herkunft und Haltungsform kennzeichnen! In der Schweiz wurden bereits unbürokratische Lösungen zur besseren Auslobung auf Speisekarten umgesetzt. Rund 327 Millionen illegale Billigst-Käfigeier werden den Österreichern überwiegend in Kuchen und Co untergejubelt. „Dieser Konsumenten-Täuschung ist ein Ende zu setzen. Wir verlangen eine verpflichtende Kennzeichnung von Haltungsform und Herkunft bei Halbfertig- und Fertigprodukten mit Ei-Anteil sowie eine verlässliche Herkunftskennzeichnung in Großküchen und Kantinen von öffentlichen Verwaltungsgebäuden, Schulen; Internaten, Kasernen, Spitälern sowie Pflege- und Altersheimen“, fordert Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Eine Kennzeichnung von Produkten mit Ei-Anteil bringt Klarheit bei den Kunden. In der Schweiz wurden bereits unbürokratische Lösungen zur besseren Auslobung von Lebensmitteln mit Ei-Anteil auf Speisekarten umgesetzt.“ Auch die Bevölkerung will eine klare Kennzeichnung, so eine AMA-Umfrage (Onlinebefragung marketagent.com/November 2014/n=471): 83,7 Prozent wünschen bei Ei-Verarbeitungsprodukten eine klare Deklaration nach Haltungsform und 84,1 Prozent nach der Herkunft.

Anton Uitz, Obmann der steirischen Geflügelhalter – im Vorjahr mit blauem Auge davongekommen. „Die Lage der 713 heimischen Legehennenhalter ist nicht zuletzt wegen der Billigstimporte von illegalen Käfig-Eiern angespannt. Wir sind im vergangenen Jahr gerade mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Anton Uitz, Obmann der steirischen Geflügelhalter. Und weiter: „Mit den aktuellen Erzeugerpreisen sind wir zufrieden, allerdings wissen wir nicht, wie es nach Ostern weitergeht.“ Uitz rechnet vor: Gerade einmal 0,26 Cent bleibt einer Bauernfamilie pro verkauftes Ei. Bei 10.000 Legehennen sind das 8.558,50 Euro brutto im Jahr, wovon noch die Sozialversicherung und Steuern abzuziehen sind. Das sind um 2.101,84 Euro weniger als noch vor einem Jahr. Uitz fordert auch eine faire Partnerschaft des Lebendmittelhandels ein und kritisiert: „Dieser hat auf Kosten der Bauern seine Spannen gegenüber dem Vorjahr erhöht.“ Uitz konkretisiert: „Während in unserem Beispiel der Lebensmittelhandel die Handelspanne um 4,17 Prozent erhöht hat, sind die Einkommen der Bauern um 19,71 Prozent gefallen.“

Petra und Robert Schrenk, vulgo Moarhofhechtl: Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsform sind Erfolgsfaktoren für Bauern und Wirte. Petra und Robert Schrenk aus Haufenreith/Passail  wurden Mitte Jänner von der Landwirtschaftskammer als Bauernhof nach einem Online-Voting als Bauernhof des Jahres ausgezeichnet. Sie betreuen 2.500 Freiland-Legehennen und stellen jährlich aus mehr als 100.000 Freilandeiern handgemachte, gentechnikfreie Nudeln in allen Farben und Formen her. Für sie ist die Kennzeichnung nach Herkunft und Haltungsform ein Erfolgsfaktor:

„Die Nachvollziehbarkeit und Regionalität leben wir, in dem wir unsere Produkte an umliegende Gasthäuser, Bäckereien, Konditoreien, Lebensmittelhändler & Hofladen verkaufen.

Damit sind die Wege kurz, der Kunde und der Lieferant kennen sich auch oft privat und ein jeder kann sich ein Bild über die Produktion der Lebensmittel machen“. Und weiter: „In unserer Region Almenland wird diese Regionalität bereits seit mehr als 20 Jahren gelebt und somit ist es der Region gelungen, dass auch die Gastronomie im Almenland einheimische Lebensmittel bevorzugt.

Der Zusammenhalt zwischen Wirten, Lebensmittelhändler und Bauern bestärkt uns als Freilandeier & Nudelproduzenten, diesen Weg konsequent weiterzugehen und auch andere Betriebe zu motivieren, sich an regionalen Kreisläufen zu beteiligen und nicht nur Rohstofflieferant für Industriebetriebe zu sein.“

Simon Bauernhofer, Chef Naturparkhotel Bauernhofer, Brandlucken. „Regionalität ist für unser Hotel das höchste Gut – die Produkte wie etwa Eier oder Nudeln sind etwas Besonderes und zeichnen sich durch erstklassige Qualität aus. Wir suchen weitere bäuerliche Produzenten etwa für Milch und Milchprodukte.“ Und weiter: „Die Herkunftskennzeichnung auf der Speisekarte ist einfach, geht automatisch und ist für uns kein Aufwand. Sie ist wertvoller als die Allergen-Kennzeichnung.“ Simon Bauernhofer resümiert: „Für die Bauern und für uns sind die regionalen Produkte eine Win-win-Situation. Ich bin stolz und froh, regionale Produkte anbieten zu können. Allerdings sollte generell das Bewusstsein dafür noch geschärft werden.“

 Anita Schweiger, Wirtin Knödelzeit, Passail. „Vor knapp drei Jahren habe ich meine Speisekarte auf ausschließlich Knödeln umgestellt und setze seither voll auf Produkte von unseren Bauern und Produzenten aus der näheren Umgebung. In meiner Knödelküche ist das Ei einer der wesentlichsten Zutaten. Daher steht auf der Speisekarte selbstverständlich woher die Eier kommen und wie sie gehalten werden. Für mich ist das ganz einfach.“

 

Foto: LK-Musch

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