Die Gans – ganz im Trend

von Karlheinz Lind

Immer mehr steirische Betriebe setzen auf die Weidegans-Produktion. Qualität und tiergerechte Haltung machen sie erfolgreich.

Wenn der Geflügelexperte der Landwirtschaftskammer, Anton Koller, in Bezug auf die Weidegansproduktion von „Luft nach oben“ spricht, dann nicht ohne Grund: „Derzeit haben wir in Österreich einen Selbstversorgungsgrad von knapp 25 Prozent, alle anderen Tiere werden importiert.“ Meist sind es sogenannte Stopf-Gänse aus Ungarn oder aus anderen EU-Ostländern. Und genau diese seien, so Koller, nicht mit den heimischen Weidetieren zu vergleichen: „Die Weidegänse ernähren sich in erster Linie vom Grünfutter. Sie sind nämlich die einzige Geflügelart, die auch Gras gut verdauen kann.“

Da diese besonders tierfreundliche Haltung bei Konsumenten und in der Gastronomie immer beliebter wird und somit auch die Nachfrage steigt, nimmt auch die Zahl der Mitgliedsbetriebe bei der Gemeinschaft Steirische Weidegans zu. „Heuer können wir bereits 40 Mitglieder zählen, die insgesamt jährlich 5000 köstliche Weidegänse produzieren. Speziell durch die gute Haltung und die langsame Mast wird ein besonders geschmackvolles und kompaktes Fleisch produziert“, so Koller. In den letzten Jahren ist die Steiermark  auf diese Weise zum drittstärksten Erzeuger-Bundesland aufgestiegen.

Alternative

Seit zwei Jahren beschäftigt sich Familie Höfler mit der Weideganshaltung.

Seit zwei Jahren beschäftigt sich Familie Höfler mit der Weideganshaltung.

Für viele Betriebe sei die Weideganshaltung, so der Geflügelexperte, eine zusätzliche Einkommensquelle: „Die Anzahl der gehaltenen Tiere reicht von 15 Stück pro Betrieb bis zu 1000 Stück. Es sind alle Größenordnungen vertreten.“ Meist im Winter werden deshalb von der Landwirtschaftskammer auch Informationsveranstaltungen zum Thema Gams abgehalten, um auf diese Betriebssparte hinzuweisen.

Und genau so einen Vortrag besuchten auch Veronika und Erwin Höfler aus Stubenberg am See. Seitdem sind sie begeisterte Gänsehalter. Veronika Höfler: „Wir bewirtschaften im Nebenerwerb einen Mutterkuhhaltungsbetrieb mit Qualitätskalbinnen-Mast. Auf der Suche nach einer Alternative sind wir auf die Weidegans gestoßen.“ Kurzerhand wurden zwei Betriebe besucht und bereits im Frühjahr 2015 die ersten 40 Gössel, so heißen die Gänseküken, eingestellt. Heuer stehen bereits 100 ausgewachsene Tiere am Hof der Familie Höfler vulgo Stuhlhofer.

Vermarktung

Veronika Höfler erklärt eine weitere Besonderheit: „Da wir den Transport und den dadurch verbundenen Stress der Tiere vermeiden wollen, schlachten wir selbst am Hof. Dazu haben wir einen zertifizierten Schlachtraum eingerichtet.“ Auch die spezielle Ausbildung zum Beschauen von Wassergeflügel wurde an der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Kirchberg absolviert. Für Martini sei man, so die begeisterte Gänsehalterin, bereits ausverkauft: „Über 90 Prozent unserer Tiere werden von Privatpersonen direkt bei uns am Hof gekauft. Sie schätzen eben diese besondere Qualität.“

Beste Qualität

Immer mehr Konsumenten und Gas­tronomiebetriebe schätzen die hervorragende Qualität der Weidegans. Die Weidegans ist teurer als die ausländische Mastgans, die anstatt 28 Wochen nur rund zwölf Wochen (überwiegend ohne Weidegras gefüttert) gehalten wird.

Weidegänse:

  • werden in einem warmen, mit Stroh eingestreuten Stall aufgezogen.
  • bekommen mit zwei bis drei Wochen den ersten Auslauf ins Freie
  • können ab der sechsten Woche ständig im Auslauf auf der Wiese sein.
  • haben viel mehr Bewegung als ihre ausländischen Kollegen.
  • haben als Hauptfuttermittel frisches Gras von saftigen Weiden, als Beigabe gibt es hofeigenes Getreide.

Mehr über die Weidegans erfahren Sie hier.

 

Fotos: privat, Agrarfoto

 

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