Brauchtum sammeln

von Karl Brodschneider

NEUES LAND sammelt zusammen mit der Volkskultur Steiermark altes und neues Brauchtum. Viele Leser machen mit. Jede Einsendung ist ein kleines Juwel.

Eva Heizmann von der Volkskultur Steiermark ist über die bisherigen Einsendungen von gelebtem Brauchtum samt aktuellen Fotos begeistert: „Ich finde es großartig, was da alles reinkommt und hoffe, dass diese Serie noch lange läuft!“

Einer der vielen Einsender ist Bauernbundobmann Erich Kuplen. Er erzählt: „In Oberlatein wird seit circa 1950 wieder zu Fronleichnam mit dem so genannten Vortragskreuz nach Eibiswald gebetet. Bei der Prozession wird um den Segen und Schutz für Haus, Feld und Hof sowie für Mensch und Tier gebetet. Früher begann man bei einer der Kapellen in Oberlatein, jetzt geht man etwas näher zu Eibiswald los.“ Interessant ist seine Information über das Vortragskreuz: „Das Kreuz befindet sich am Hof der Familie Koschak vulgo Kürbisch. Geschmückt wird es bei Familie Krottmayer vulgo Maurer. Ursprünglich wurde das Kreuz von jungen Bauern getragen. Seit einiger Zeit übernimmt diese Aufgabe der jeweilige Obmann der Bauernbundortsgruppe Oberlatein, zurzeit bin ich der Träger. Insgesamt gibt es zwei Kreuze. Das zweite kommt aus Sterglegg und wird ebenfalls zu Fronleichnam nach Eibiswald getragen. Es ist im Besitz der Familie Marauli vulgo Woch und wird in der Kohlweiß-Kapelle aufbewahrt.“

Das Vortragskreuz spielt auch beim Maschta-Singen am Ostersonntag in Mooskirchen eine große Rolle. Bürgermeister Engelbert Hubert beschreibt diesen einzigartigen Brauch: „Die Männer der vier Dörfer Großsöding, Kleinsöding, Stögersdorf und Fluttendorf ziehen zur Pfarrkirche. Vor jeder Schar geht ein Mann mit dem Vortragskreuz, dessen Dach mit einem lang herabhängenden Seidentuch bedeckt ist. Daran sind zwei große Wachskerzen befestigt. Die Männer singen ein vielstrophiges Lied, zwei singen vor und die Menge wiederholt.“

Eine ganz besondere Prozession gibt es an diesem Herz-Jesu-Sonntag, 5. Juni, in St. Benedikten bei Knittelfeld, nämlich den „Pestkerzen-Umzug“. Dieser Brauch geht auf ein Gelöbnis aus der Pestzeit zurück. Die „Pestkerze“ (eine circa 15 Meter lange, mit dünnen Wachskerzen umwickelte Stange mit einer kleinen Laterne an der Spitze) wird nach der Heiligen Messe in der Kirche St. Benedikten zu den drei Altären am Hochfeld getragen. Übrigens findet im Anschluss an diesen „Pestkerzen-Umzug“ bei Familie Albrecht vulgo Klob in St. Benedikten ein Hoffest mit einem „Tag der offenen Stalltür“ statt.

So wird gesammelt

Sie kennen altes oder neues Brauchtum? Beschreiben Sie es näher! Vergessen Sie dabei nicht auf regionale Besonderheiten. Senden Sie Ihren Text samt aktuellen Fotos oder Filmmaterial (Handykamera) an NEUES LAND, z. Hd. Karl Brodschneider, Reitschulgasse 3, 8010 Graz oder per E-Mail an karl.brodschneider@neuesland.at. Über die eingesandten Beiträge wird regelmäßig berichtet. Unter allen Einsendern wird ein Dirndl bzw. ein Steireranzug aus dem Steirischen Heimatwerk verlost.

 

Foto: Marktgemeinde Mooskirchen

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